Friederike Mayröcker | Café Sperl, Wien
Foto: Alain Barbero | Text: Friederike Mayröcker, auch in: „Melange der Poesie“ (Kremayr & Scheriau, 2017)
im Salettl = Café : ich sollte meine Blicke ins frz.Objektiv richten, der Rahmen für das Foto sollte die braune Holztäfelung hinter mir, sein : fragwuürdige Gloriole : also dasz ich thronen sollte
was mir nicht behagte. Ich schaute lieber nach links ins aufgeschlagene NZZ-Journal um mich nicht auszusetzen FRONTAL, also tauchte nach links in die Zeitungsblätter ……. endlich
die blassen Hände auf dem Marmortisch, las dasz Heiner Muüller das Dramolett „Herzstück“ auf ein Fetzchen Papier,gekritzelt hatte, um es hinüberzuschwenken zum Regisseur, usw.,
ach ein Sträuszchen welkender, Mimosen am Nachbartisch, das opus tränenreich,
Marlen Schachinger | Café Korb, Wien
Foto: Alain Barbero | Text: Marlen Schachinger, auch in: „Melange der Poesie“ (Kremayr & Scheriau, 2017)
Der Blick soll schweifen können, bis er sich festhaken mag, und hierfür ist das Wiener Kaffeehaus der ideale Ort. Neben dem großen Schwarzen serviert der Kellner auch seinen augenzwinkernden Grant am Silbertablett, stets begleitet von einem Glas Wasser. Er wird meine Arbeit nicht stören, bis ich ihn, nachdem er angeschlendert gekommen ist, um einen Einspänner bitte, er lässt mir Zeit. Nicht nur dem Kaffee der Fiaker-Kutscher gewährte die Schlagobershaube einst nachhaltige Wärme, sondern auch mir während meiner Arbeit: wahrnehmen, nachdenken, den Menschen auf den Mund schauen, notieren …
Interview mit der Autorin
Was bedeutet Literatur für dich?
Marlen Schachinger: Der Fluch der Literatur haust in ihrem Segen.
Welche Bedeutung haben Kaffeehäuser für dich?
MS: Das Café ist mir Ort anregender Ruhe, an dem in meiner Gelassenheit mich umgebende Inspiration anwesend ist.
Was machst du, wenn du nicht im Kaffeehaus bist?
MS: Leben & lieben. Oder um es ein wenig detaillierter zu sagen: schreiben, lesen, nachsinnen, lauschen … Oftmals im Wechsel mit Landarbeit, deren Rhythmus dazu angetan ist, Erzähluniversen ihren Entstehungsraum zu gewähren.
Barbara Rieger | Podium, Wien
Foto: Alain Barbero 2017 | Text: Barbara Rieger, auch in: „Melange der Poesie“ (Kremayr & Scheriau, 2017)
im windfang
bis in auf oft auf
die couch oft wurde
meinem stammgast
leben legen
bis ich musste mich
musste mich ich ich
die couch ich legen
wurde stammgast
in meinem leben
ich in meinem
leben musste mich
bis ich stammgast
auf die couch legen
wurde leben
ich musste mich oft
auf die couch legen
bis ich wurde
in meinem leben
stammgast
Erika Kronabitter | Café Schopenhauer, Wien
Foto: Alain Barbero | Text: Erika Kronabitter, auch in: „Melange der Poesie“ (Kremayr & Scheriau, 2017)
versuche, meiner fremdheit zu entgehen
das herz ist eine wüste
an diesem aufgekratzten morgen
du lachst dich den wimpern entlang
mit morgenstundmund