Juliette Mouquet | Boulangerie Bio Cézamie, Colmar

Foto: Alain Barbero | Text: Juliette Mouquet | Übersetzung aus dem Französischen: Daniela Gerlach

 

Cézamie

Es ist ein Ort, der von Gaumenfreuden und Freundschaft spricht. 

Es gibt dieses Streben nach dem Pflanzlichen. Immer auf die feine Art. Ein Fluss singt im Schatten der Bäume. Hinter der Glaswand.

Das warme Brot hinterlässt kleine, sonnenbeschienene Körnchen auf dem Tisch. 

Das Glas klirrt in unmittelbarer Zuneigung. Die Worte dürsten danach, einander zu begegnen. 

Und wenn wir uns vor dem, was da abbrennt, in Sicherheit bringen? Überhitzung der Kommentare hinter dem Bildschirm, in den schwarzen Rohren unserer verpuffenden Ausflüchte, die uns in unserem Übereifer einholen. 

Und wenn der Wolf nicht im Wald wäre, sondern in der klaffenden Wunde seiner Brache. 

Wir zeichnen mit unserem Lachen ein unsichtbares „Himmel und Hölle“. Wir hüpfen auf einem Bein von einem Tag zum anderen. Wir haben eine Vorstellung vom Himmel. Also werfen wir die Steinchen der Kreativität, um ihn zu erreichen. Ein Foto, ein Aquarell, ein Gedicht. Der Heißluftballon geistert herum. Wir müssen immer wieder neu anfangen. Wenn nicht sogar uns zufrieden geben. Aber wir würden die reine Freude verraten. Die vergängliche. Künstler zu sein.

 


Interview mit der Autorin

Was kann Literatur?
Juliette Mouquet: Literatur kann das Leben verzehnfachen und erlaubt uns den Zugang zu einer der fundamentalen Gesetze des Universums: der Expansion. 

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
JM: Sie sind Zwischenstopps für die reisende Schriftstellerin, die ich bin. 

Ich liebe es, in ihre Melodien einzutauchen, die Worte, das Klirren der Gläser, den Dampf der Kaffeemaschine und die Noten eines Liedes vermischen. Das inspiriert mich zum Schreiben. 

Ich liebe es, dort meine Mitmenschen zwischen zwei Welten zu betrachten, der sozialen und der intimen Welt. 

Ich liebe es, dort Wein zu trinken und Musikern zu applaudieren.

Ich liebe es, dort nicht mehr hinzugehen, um mich darauf zu freuen, wieder dorthin zurückzukehren.

Wo fühlst du dich zu Hause?
JM: In der Natur.

Mit ihr fing alles an vor 2,5 Milliarden Jahren, als die Bakterien begannen, das Sonnenlicht einzufangen, um Sauerstoff in die Atmosphäre abzugeben, großartige Photosynthese. Wir könnten ohne sie nicht existieren. Ich habe ein tiefes Bewusstsein für unsere Ursprünge und die gegenseitige Abhängigkeit der Lebewesen. Ich habe das Bedürfnis, mich mit anderen Leben und anderen Energien als den Menschen zu verbinden. Ich lege meine Stirn gern an einen Baumstamm, um das unmerkliche Pulsieren seiner Säfte zu spüren. Wenn ich den Kopf hebe, empfinde ich einen leichten Rausch und ein tiefes Gefühl der Demut. Ich glaube, das ist es, was man „Kommunion“ nennt.

 

BIO  

Juliette Mouquet ist Ingenieurin für Umweltgesundheit und Dichterin, Schriftstellerin, Reisende, Sängerin. 2014 gründete sie „La Poésie vagabonde“, eine literarische und humanistische Expedition, eine Mischung aus geleiteten Schreibwerkstätten und musikalischen Lesungen quer durch die ganze Welt. Sie hat acht Bücher und ein Album mit Pob-Folk-Songs veröffentlicht.

L’audace du sable, ihr achtes Buch und erster Roman, wurde für mehrere literarische Preise ausgewählt: Prix du Lys 2024, Prix André Malraux 2024 und Prix Lions 2024-2025.

Weitere Information: www.juliettemouquet.com