Andrea Grill | Mediamatic, Amsterdam
Foto: Alain Barbero | Text: Andrea Grill
Fragebogen
- Kennen Sie eine Sehnsucht?
- Betrifft Ihre Sehnsucht einen Menschen oder einen Ort?
- Wenn ja, wen?
- Oder, wohin?
- Was würden Sie tun, um Ihre Sehnsucht zu stillen?
- Würden Sie sie denn stillen wollen?
- Würden Sie dafür den Ort, an dem Sie leben, verlassen? Für immer?
- Würden Sie dafür Ihren Geliebten / Lebensgefährten aufgeben?
- Ist Ihr Geliebter / Ihre Geliebte Ihre Sehnsucht?
- Führt Ihre Sehnsucht Sie wieder und wieder in eine Zeit, als Sie jünger waren?
- Ist Ihre Sehnsucht Ihre Mutter?
- Wenn nein, ist Ihre Sehnsucht Ihr Vater?
- Wen würden Sie in diesem Moment am liebsten bei sich haben?
- Ist es ein Mensch?
- Würden Sie mit diesem Menschen die Nacht verbringen wollen?
- Wieviele Sehnsüchte gibt es, Ihrer Ansicht nach?
- Waren Sie schon einmal an einem Ort, an dem alle Sehnsüchte von Ihnen abgefallen sind?
Kurzinterview mit der Autorin
Was kann Literatur?
Andrea Grill: Alles. (Und nichts.)
Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
AG: Die italienischen Bars liebe ich seit jeher.
Sie heißen Bar, sind aber um sieben Uhr in der Früh schon offen.
Du kannst jederzeit allein hineingehen.
Oder zu soundsovielt.
Du brauchst dich nicht hinzusetzen.
Der Kaffee ist billig, schmeckt köstlich.
Du zahlst im Stehen an der Kassa.
Alle schnattern unentwegt.
Die Fenster sind hoch.
Die Theke glänzt.
Im Sommer gibt es Eis.
In Wien habe ich früher meine Texte immer in Kaffeehäusern korrigiert. Habe genossen, dass ich bestellte, mir gebracht wurde; ich aber auch stundenlang sitzen bleiben konnte, ohne etwas Neues zu bestellen.
Kaffee ist mein Lieblingsgetränk.
In Amsterdam sind die Terrassen das wichtigste an den Cafés, das Sitzen unter den Weiten des Himmels.
Wo fühlst du dich zu Hause?
AG: Wo meine Füße stehen. Hätte ich früher gesagt. Mittlerweile würde ich sagen: die Sprachen, die ich spreche und verstehe, sind mein Zuhause. Wo ich im Kaffeehaus bestellen kann; und scherzen. Und die Leute mit mir lachen.
BIO
Andrea Grill lebt als Dichterin und Schriftstellerin in Wien und Amsterdam, macht Kurzfilme und übersetzt aus mehreren europäischen Sprachen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis (2011) und dem Anton-Wildgans-Preis (2021). Der Roman „Cherubino“ war 2019 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Ihr Gedichtband „Happy Bastards“ stand auf der Liste der Lyrikempfehlungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. www.andreagrill.org