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Heinrich Steinfest | Eiscafé Fragola, Stuttgart

Foto: Alain Barbero | Text: Heinrich Steinfest

 

Talleyrand sagte über den Kaffee, er müsse „heiß wie die Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel, süß wie die Liebe sein.“ In der Tat ist es in den meisten Kaffeehäusern immer unglaublich heiß (allerdings nicht mehr ganz so höllisch wie in Zeiten, als Schwaden von Zigarettenqualm die Räume erfüllten und alle ein wenig so aussahen, als seien sie von Renoir gemalt worden). Der Hitze entgehend, sitze ich so gerne in den „Schanigärten“ der Cafés – der Freiluftmalerei huldigend –, wo ja mancher Kaffee dann noch immer schwarz wie der Teufel und hoffentlich rein wie ein Engel ist. Wer aber auf den Zucker verzichtet … nun, die Liebe kann ja auch bitter und schwermütig sein, vielleicht ist sie dann sogar noch ein wenig intensiver und tiefer, so wie jener Grund am Boden eines hochkonzentrierten Espressos.

 


Kurzinterview mit dem Autor

Was bedeutet Literatur für dich?
Heinrich Steinfest: Das Leben einatmen und eine Geschichte ausatmen.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
HS: Na ja, das ist halt in der Jugend losgegangen, denn im Café war es eindeutig spannender als in der Schule. Früher waren es für mich die bedeutenden Wiener Kaffeehäuser, weil man sich da selbst so bedeutsam vorkam, zwischenzeitlich sitz ich aber viel lieber in den hinterzimmerartigen Café-Bereichen kleiner Bäckereien oder großer Supermärkte, im Strandbadcafé oder im Eiscafé.

Warum hast du Eiscafé Fragola ausgewählt?
HS: Weil ich da im Freien sitzen kann. In einer Art von erweitertem Zimmer, mit Blick auf den Platz, auf die Kirche, den Markt, die Vorbeiziehenden, die Eisesser, die Flaneure, die Eiligen und die Langsamen. Ich bin dort allein, aber unter Menschen.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
HS: Dann schreibe ich zu Hause und mach mir selbst den Kaffee.

 

BIO

In Australien geborener Wiener, der nach einem Vierteljahrhundert Stuttgart nun im Odenwald nahe Heidelberg lebt, allerdings immer wieder vom Wiener Magneten angezogen wird. Und der von seinen einundsechzig Lebensjahren dreißig Jahre dafür verwendet hat, einen Haufen Bücher in die Welt zu bringen.