Isabella Breier | Käuzchen, Wien
Foto: Alain Barbero | Text: Isabella Breier
Kurzinterview mit der Autorin
Was kann Literatur?
Isabella Breier: Eine notwendigerweise verkürzte Antwort: Mit ein bisschen Glück ist Literatur – freilich im Rahmen ihrer (begrenzten) Möglichkeiten als „Kunst“, als eine gewisse „symbolische Form“ (Cassirer) – in der Lage, Menschen, die sich darauf einlassen, die Vielschichtigkeiten und Schönheiten sprachlicher Strukturen zu vermitteln. Des Weiteren kann sie Lesende dazu bringen, verschiedene Aspekte oder Ebenen oder Schichten unserer Wirklichkeiten „zusammenzudenken“, diverse Relationen wahrzunehmen und selbige vielleicht – übers konkrete Werk hinaus – besser verstehen zu wollen.
Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
IB: Schon als Schülerin liebte ich Aufenthalte in Cafés. In Wels, wo ich meine Jugend verbrachte, zelebrierte ich diese am allerliebsten mit meiner besten Freundin. Stundenlang saßen wir an unserem Nischentisch, nippten am Schwarztee und besprachen Gott, die Welt und vor allem uns selbst. Außerdem partizipierte ich an einer Art „Jour fixe“ – eine Gruppe miteinander befreundeter Teenager, die verschiedene Gymnasien o.Ä. besuchten, weswegen es nötig war, die jeweiligen Stundenpläne zu vergleichen, um uns verbindlich verabreden zu können. Unentschuldigt durfte man bei den im schönsten Kaffeehaus der Stadt stattfindenden Schulschwänz-Runden nicht fehlen.
Auch als nach Wien übersiedelte Studentin gehörte das Plaudern und Kartenspielen in (möglichst günstigen) Cafés oder Beisln vor, zwischen oder nach den Vorlesungen zum Alltag.
Wo fühlst du dich zu Hause?
IB: Ich fühle mich zum Beispiel in Wien, im nördlichen Waldviertel oder in Südmexiko (Oaxaca) zu Hause und oft auch unterwegs beziehungsweise sobald ich einen vor kurzem noch völlig fremden Ort ein wenig zu kennen vermeine und mir einbilde, dass sich eine „Vertrautheit“ entwickelt habe. An „Heimweh“ leide ich kaum, an „Fernweh“ viel öfter. (Zwar muss ich mich beständig vergewissern, dass es meinen Liebsten gut geht. Aber – zugegeben! – ich reise sehr gerne allein.) Was ich jedenfalls – überall – brauche, um „zu Hause“ zu sein, ist ein (temporärer) Rückzugsraum für mich selbst.
BIO
*1976 in Gmünd/NÖ; Diplomstudium (Philosophie/Germanistik) u. Doktoratsstudium (Philosophie) an der Universität Wien (2005: Dissertation zu Cassirer und Wittgenstein); Mitarbeit bei sozialistischen Organisationen sowie feministischen Initiativen; 2000: Geburt ihrer Tochter Hannah Medea; Lehrkraft für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache; regelmäßige Aufenthalte in Südmexiko
http://www.literaturport.de/Isabella.Breier/
letzte literarische Publikationen:
– DesertLotusNest. Anmerkungen zur „Poetik des Phönix“. Bibliothek der Provinz. 2017
– mir kommt die Hand der Stunde auf meiner Brust so ungelegen, (…)
(Lyrik). fabrik.transit 2019
– Grapefruits oder Vom großen Ganzen (Groteske). fabrik.transit 2022/2023