Sylvie | Café Phil, Wien
Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger
Sie kam mit dem Zug aus der Stadt der Liebe und schickte ein Bild dorthin zurück. Das Bild eines Feiertages von einem Ort voller Bücher, Melancholie, Musik und Rufen nach Glück. Sie trank einen Spritzer zu ihrem Falafel Sandwich und erinnerte sich: Diese Stadt sucht einen Mann, der sie und ihre verschwundenen Kinder fotografieren kann.
Interview mit der Übersetzerin Sylvie Barbero-Vibet
Wie gehst du beim Übersetzen vor?
Sylvie Barbero-Vibet: Im Gegesatz zu technischen und wissenschaftlichen Texten verlangt ein literarischer Text Gespür und Interpretation der Übersetzerin. Es gibt ja einen italienischen Spruch „traduttore, traditore“, also „Übersetzen ist Verrat“. Das ist zwar etwas extrem formuliert, aber es verdeutlicht, dass es manchmal schwer ist, das Originalwerk perfekt zu wiedergeben. Man muss also beim Übersetzen seiner Feder freien Lauf lassen.
Was gefällt Dir an den Kaffeehäusern in Wien?
SVB: In Paris gibt es immer mindestens eine U-Bahn-Station in einem Umkreis von 500 Metern. In Wien gilt dasselbe für Kaffeehäuser. Ich mag ihre Vielfältigkeit. Sie sind unterschiedlich gemütlich, groß oder klein, viel oder wenig besucht. Dort braucht man kein Buch: Man muss nur um sich blicken, man ist immer in der ersten Reihe einer Theatervorführung.
Warum hast Du Café Phil ausgewählt?
SVB: Als ich nach Wien umgezogen bin, war das Café Phil das erste Café, in das ich ging. Man kann dort essen und trinken, Bücher und CDs kaufen. Und ich konnte mit meinem Mann skypen, der in Paris geblieben war.
Was machst Du sonst?
SVB: Ich lese unheimlich gern, auf französisch und auf deutsch. Viele Krimis, aber auch amerikanische und südamerikanische Romane, natürlich auch in der übersetzten Version.