Laura Nußbaumer | Café Zehnsiebzig, Wien
Foto: Alain Barbero | Text: Laura Nußbaumer
Café 1070
Ob sie den Haselnuss-Latte haben, frage ich, weil er auf der Karte steht.
Nein, aber sie haben ein limitiertes Angebot für Vanille-Zimt-Latte, ob ich das ausprobieren will?
Ja, mit Sojamilch.
Ich trinke das limitierte Angebot ein paar Wochen lang, bis ich einmal um drei Uhr nachmittags auftauche, in der Hoffnung auf den Käse-Toast, aber sie haben jetzt neue Zeiten, und die Küche ist nach eins zu, also trinke ich nur wieder den limitierten Vanille-Zimt-Latte, der nicht auf der Karte steht.
Solange man darüber reden kann, und man kann ja drüber reden.
Ich frage, gibt es diesen Kaffee und man sagt freundlich, nein, und ich frage nach der Steckdose, aber sie wissen nichts davon und wir suchen gemeinsam und sie fragen, ob ich schon in die Karte geschaut habe, oder noch Zeit brauche, und ich schaue in die Karte, und da steht, Kuchen nach Auslage, oder so ähnlich.
Ich beschließe Sachertorte zu bestellen, die steht sogar in der Karte. Meine Freundin aus Graz berät mich, es ist aber keine wirkliche Sachertorte. Solang man darüber reden kann, stört mich das nicht.
Sie haben die Getränkekarte erweitert, aber immer noch trinke ich den Vanille-Zimt-Latte, der nicht ausgeschrieben ist.
Kurzinterview mit der Autorin
Was kann Literatur?
Laura Nußbaumer: Ziemlich viel. Literatur kann bewegen, natürlich. Literatur kann Fragen beantworten, Fragen aufwerfen. Ich will nicht vorgreifen, aber Literatur begleitet mich durch den ganzen Tag und hilft mir, mich überall ein bisschen zu Hause zu fühlen. Es kann viel Sicherheit geben, ein Buch oder auch Hörbuch an einem fremden Ort dabei zu haben. Ich lese auch dasselbe Buch mehrmals und ein vertrautes Buch dabeihaben hilft doppelt.
Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
LN: Cafés gehören für mich zum Sozialleben dazu. Ich treffe dort allerlei gut bekannte bis weniger bekannte Menschen für Austausch aller Art. Ich schreibe auch gerne in Cafés und mag den Hintergrundlärm beim Arbeiten, der hilft mir oft mich mehr zu konzentrieren als die Stille in der Wohnung. Ähnlich wie beim weißen Blatt, da hilft eine bekritzelte Seite oft auch mehr.
Wo fühlst du dich zu Hause?
LN: Die Bücher und Hörbücher helfen zwar unterwegs, aber wirklich zu Hause fühle ich mich eigentlich nur zu Hause. Ich schätze aber das Café 1070 sehr, wegen dem freundlichen Umgang und dem Vanille-Zimt-Latte natürlich.
BIO
Laura Nußbaumer, geboren 1997 in Bludenz, lebt und studiert seit 2018 in Wien und unterrichtet an einer Wiener Mittelschule. Ist Mitglied bei Literatur Vorarlberg, GAV und hat den Lehrgang „Schreibpädagogik“ beim BÖS abgeschlossen. Unterrichtet Schreibworkshops in Wien und Vorarlberg. Schreibt Prosa, Lyrik, satirische Zeitungsartikel (diezeitungsente.com) und kombiniert schreiben und zeichnen zu Blackout Poetry. Der Debütroman Riesendisteln beißen nicht (Edition fabrik.transit) ist 2023 erschienen.