Niklas L. Niskate | Die Moserei, Scharnstein
Foto: Alain Barbero | Text: Niklas L. Niskate
SERKALO
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von nun an kannst du sprechen ich
ist sie sind es. laut und klar. fußspuren weißt du in gedanken
noch dort. im regen vor der brennenden scheune
gebaut von ihm ein verlassener sommer
als ihr euch geliebt habt wolltet ihr uns da
wind. gedächtnis erlischt uns im krieg
suchten wir einen arzt. im zeitsprung verloren
drehen wir um die plötzliche stille wurde allen zur qual
er stellt sich der schrift aber sie wird nicht gelesen
öffentlich himmel für die augen besitz
eine welt voller spiegel in der niemand sieht
wie wir fielen so fielen wir nicht
nacktlosigkeit. wechsel brennt
auf der nassen haut. konnte dich niemals verlassen
das blickfeld zu dir. immerfort leer
Interview mit dem Autor
Was bedeutet Literatur für dich?
Niklas L. Niskate: Sprache ist der Grundbaustein unserer Wirklichkeit, wir übersetzen Sinneseindrücke in Sprache und verhandeln diese dann kommunikativ mit unserer Außenwelt. Jedes (politische) System, jede Weltanschauung ist in Sprache formuliert. Daher ist Sprache von ungeheurer Relevanz. Die Literatur und insbesondere die Lyrik ist in der Lage, Sprachfelder zu analysieren und in Frage zu stellen. Deswegen ist Literatur für mich gesellschaftliche Grundlagenarbeit (frei nach Monika Rinck), Lyrik im Speziellen sogar einer der letzten Räume, in denen Gedanken-, das heißt Sprachfreiheit, meines Erachtens überhaupt möglich ist. Gute Lyrik gibt niemals Antworten, sie stellt die richtigen Fragen und regt zum Denken an.
Welche Bedeutung haben Kaffeehäuser für dich?
NLN: Kaffeehäuser sind für mich ein Ort der Kontemplation und der Ruhe. Zu Hause bin ich schnell durch Pflichten und Aufgaben abgelenkt. Im Café muss ich mich um nichts kümmern, außer dass ich die Rechnung bezahlen kann. Auch stellt sich im Stimmengewirr vieler Gäste für mich so etwas wie Ruhe ein. Ein warmer Teppich aus Sprechen. Viele meiner Texte sind in Kaffeehäusern entstanden.
Warum hast du Die Moserei gewählt?
NLN: Die Moserei ist ein besonderer und von sich aus kunstvoller Ort. Denn neben den vielen Kulturveranstaltungen und Ausstellungen, die dort regelmäßig stattfinden, ist sie als gut konzipierter Containerbau selbst schon ein Kunstwerk. Sie hat einen speziellen Flair, der künstlerischer Tätigkeit entgegenkommt. Ich bin vor allem in der warmen Jahreszeit dort, weil ich dann von meinem Lieblingsplatz auf dem Dach des Containers in die Berge schauen kann, während ich den ganz hervorragenden Kaffee genieße und ein paar Zeilen schreibe.
Was machst du, wenn du nicht im Kaffeehaus bist?
NLN: Das ist eine lustige Frage, die ich nicht mit einer Antwort verderben will.
BIO
Niklas L. Niskate, geboren 1981 in Halle (Saale), wuchs in Bern (CH), Nordrhein-Westfalen und Berlin auf. Lebt durch Zufall im Moment als Lyrik schreibendes Kaninchen in Oberösterreich. Diverse Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften, zuletzt in: Still Magazine 6, Lichtungen 151 und Mélange der Poesie.
Gedichtbände: „Privatnachrichten an Lem“, Köln 2015 (parasitenpresse) und „Entwicklung der Knoten“, Salzburg 2018 (edition mosaik)