Léa Wiazemsky | Café Fleurus, Paris

Foto: Alain Barbero | Text: Léa Wiazemsky | Übersetzung aus dem Französischen: Yla von Dach 

 

Im Fleurus gibt es diese Geräuschkulisse um uns herum, wie sie in allen Bistros üblich ist, und die mir fast so lieblich vorkommt wie Vogelgezwitscher, so sehr hat sie mir eine Geschichte zu erzählen. 
Das Zischen der Kaffeemaschine, das Klappern der Gläser auf der Theke, das Klirren des kleinen Metalllöffels in der Kaffeetasse, den eine zerstreute Hand darin herumdreht, die geflüsterten oder etwas zu laut geführten Gespräche der anderen Gäste, die Geräusche von der Strasse her mit dem Lachen von Kindern, die aus der Schule kommen. Ich höre gerne hin, im Café, schaue mich gerne um. Denke mir gerne Geschichten aus, nähere mich dem Leben der Leute an, ohne dass sie es merken. Denn ist ein Bistro nicht an sich eine ganze Welt?
Auf diesem Foto schaue ich auf die Strasse hinaus, beobachte, was da passiert, was sich abspielt. Ich versuche, das Objektiv zu vergessen. Ich mag es nicht, fotografiert zu werden, mich zu zeigen. Allmählich fliegen meine Gedanken weg, ich entspanne mich. Ich denke an all die Cafés, die zu meinem Leben gehört haben. Ich habe oft das Gefühl, sie seien ein zweites Zuhause, ein Versteck. Ohne sie wäre das Leben ziemlich blass. Ich verdanke ihnen viel, den Bistros.

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was kann Literatur?
Léa Wiazemsky: Für mich nimmt die Literatur einen zentralen Platz ein. Ich schwimme darin seit meiner Geburt, aufgrund meiner Familiengeschichte. Und doch habe ich lange gebraucht, bis ich mich ihr zu nähern wagte. Bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr war es mir eine Qual, ein Buch aufzuschlagen. Ich war Legasthenikerin und die Letzte meiner Klasse. Dann kam, zur grössten Freude meiner Eltern, ein Aha-Erlebnis. Ein Buch in der Hand zu halten, bereitet mir heute eine unvergleichliche Freude. 

 

BIO

Mein erster Beruf, bevor ich Schriftstellerin wurde, ist jener der Schauspielerin. Ich übe ihn immer noch mit Freude aus. Immer diese Beziehung zu den Wörtern.