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Petra Piuk | Café Europa, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Petra Piuk

 

und du tanzt 

und du tanzt tanzt impro und ballett und deine ballettlehrerin lacht immer noch und du tanzt in verlassenen fabrikshallen und auf den fahrenden wägen am ring tanzt flamenco auf tischen glaubst dass du flamenco tanzt tanzt mit den leuten vom broadway in der u6 und hip hop auf dem laufsteg und im film tanzt du betrunken auf der brüstung bevor du in die tiefe stürzt tanzt sieben stockwerke unter der erde tanzt mit comicfiguren auf der feria baila! und deine füße versinken im sand baila! baila! und du tanzt in neonbeleuchtenden wäldern und polizisten kesseln euch ein weil ihr vor der oper sirtaki tanzt und auf der tanzfläche wirst du verprügelt und auf der wiese zwischen den studios im arsenal zeigt dir eine freundin wie man sich auf zehenspitzen dreht ohne die balance zu verlieren und verliert ihre und du versuchst immer noch die balance nicht zu verlieren zoomst dich vom wohnzimmer ins tanzstudio nach new york zoomst dich in den nächten in die clubs verschwitzte körper dicht an dicht tanzt allein im café

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was bedeutet Literatur für dich?
Petra Piuk: Spiel mit Sprache und Form. Experiment. Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Lachen, das im Hals stecken bleibt. Der Finger in der Wunde. Jedenfalls: kein beschaulicher Ort. 

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
PP: Ich hab jahrelang in Cafés, Café-Bars oder Kino-Bars gearbeitet. Und auch wenn es immer nur Nebenjobs waren, die Arbeit hinter der Bar hab ich geliebt. Vielleicht sitze ich in Lokalen deshalb noch immer am liebsten an der Bar. Ich treffe da Leute, lese Zeitungen, schreibe, plane neue Projekte.  

Warum hast du das Café Europa ausgewählt?
PP: Das Europa war früher mein zweites Wohnzimmer. Ich hab in einem Club ums Eck gearbeitet und war vor der Arbeit im Europa, manchmal auch nach der Arbeit, um zu frühstücken. Und an den freien Tagen war ich auch da. Ich hab hier geschrieben, gelernt, gefeiert. Heute bin ich viel seltener im Europa, aber es ist nach wie vor eines meiner Lieblingscafés. 

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
PP: Zuhause schreiben oder in Zügen. Und tanzen.

 

BIO

Geboren 1975 in Güssing, lebt in Wien. Schreibt Romane, Kurzprosa, Kinderbücher, Drehbücher und Theatertexte. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Wortmeldungen-Literaturpreis der Crespo Foundation 2018. Gisela-Scherer-Stipendium 2020. petrapiuk.at