Romina Nikolić | Theatercafé, Jena
Foto: Alain Barbero | Text: Romina Nikolić
Ob ich überhaupt noch glücklich sein kann,
fragst du und ich sag: schau, der klare
Nachthimmel, der eiskalte Garten…
Gelassen kaut ein Hirsch an den Zweigen
der klein gewachsenen Kirsche im Dunkeln,
eingewickelt in eine Decke steh ich am weit
offenen Fenster und wünschte, du wärst hier,
nackt und noch wach… Ich sag: schau, das Glück
ist ein kräftiges Tier, Orion, das Funkeln
im Augenblick, als ein Zweig zerknickt
Kurzinterview mit der Autorin
Was bedeutet Literatur für dich?
Romina Nikolić: Literatur ist mein Lebensinhalt. Es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht auf die ein oder andere Weise damit beschäftige, auch wenn ich nicht jeden Tag selbst schreiben kann.
Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
RN: Cafés sind quasi Außenstellen meines Büros, wo sich neben dem Schreiben hervorragend Ideen und Konzepte mit Projektpartnern spinnen lassen. Wie wichtig sie für meine Arbeit sind, ist mir im vergangenen Jahr erst so richtig und dann auch gleich richtig schmerzlich bewusst geworden, als Treffen dort nicht mehr möglich waren.
Warum hast du das Theatercafé ausgewählt?
RN: Da bin ich wohl etwas nostalgisch… Es ist hübsch und gemütlich und ich kenne es seit meiner Studienzeit. Gegenüber ist das Gartenhäuschen von Friedrich Schiller, in dem damals ganz ausgezeichnete Literaturseminare von Jan Röhnert stattfanden, zu denen er die Autoren, deren Werke wir behandelt haben, persönlich eingeladen hat. Hinterher sind wir meist noch geschlossen rüber ins Theatercafé und haben die Gespräche einfach bei Kaffee oder Pastis weitergeführt.
Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
RN: Dann führe ich einfach anderswo Gespräche! Oder schreibe. Wo immer mich meine Arbeit hinführt. Am liebsten aber auf Burg Ranis.
BIO
Romina Nikolić, in Suhl geboren, ist in Schönbrunn/Thüringen aufgewachsen. Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Jena und Braunschweig. Seit 2009 Projektarbeit bei diversen Lesereihen, Werkstätten, literarischen Initiativen und Vereinen in Thüringen. 2012 wurde sie für ihre Projektarbeit mit dem Walter-Dexel-Stipendium ausgezeichnet. 2022 erscheint ihr Lyrikband „Unterholz“. Lebt als Lyrikerin, Librettistin, Herausgeberin und Literaturvermittlerin in Jena.