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Brigitta Höpler | Café Am Heumarkt, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Brigitta Höpler

 

Das Rütteln vor der Stille

Die Kühlvitrine, stromgenährtes Wahrzeichen des Cafés.
Brummende Geräuschkulisse. Das Rütteln vor der Stille.
Manchmal gibt es zu Mittag Eintropfsuppe.
Und Augsburger mit Röstkartoffel.
Kindheitslieblingsessen.
Serviert auf angeschlagenen Marmortischen.
Hier bin ich kurz aus dem Spiel.
Die Risse in den roten Kunstlederbänken sind
mit Gaffa Tape geklebt.
Drei gold gerahmte Spiegel werfen einander Bilder zu.
An den Kleiderständern Vergessenes aller Art.
Eine blasse Tapete, rankende Blätter,
romantische Architekturandeutungen.
Und dazwischen ein kleines, schwarzes Loch.

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was kann Literatur? 
Brigitta Höpler: Welten weiten.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
BH: Orte, die zu meinem Leben gehören, seit ich 15 bin.
Meine Biografie könnte ich entlang von Cafés erzählen. 

Wo fühlst du dich zu Hause?
BH: In Städten, in Wien.
An Flüssen, an der Donau. 
In Worten, in meinen Texten.

 

BIO

Brigitta Höpler (*1966) lebt als Autorin, Kunsthistorikerin, Schreibpädagogin in Wien.
Sie ist Dozentin im BÖS-Berufsverband österreichischer SchreibpädagogInnen. Sie veranstaltet Ausstellungen, Lesungen und unterschiedliche Schreibseminare.
Ihre Projekte, Texte und Veröffentlichungen beschäftigen sich mit Kunst, dem Schreibraum Stadt sowie mit einer Poetologie der Alltagsbeobachtung. 
www.brigittahoepler.at

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Barbara Rieger | Café Am Heumarkt, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Der Raum zwischen uns ist spiegelglattes Parkett, ein Warten auf Glück, Perfektion und Leidenschaft. Doch die Schritte des Obers sind langsam und seine Hände von Plastik geschützt. Er hat einen weißen Mantel an.
A. ist verwundert, wie klein ich bin und wie schnell ich mich verdoppeln kann. Er füllt den Setzkasten. Das Glas am Tisch wackelt und mich beschleicht das Gefühl, ich war schon mal hier. An einem Ort, der leer und voll von Erinnerung ist, in einem Traum, durch den ich nur vorsichtig gleiten kann. Die Vitrine ist leer. Der Platz am Klavier war niemals für mich reserviert.
Unser Blick fällt zur Türe, die sich zu öffnen beginnt. Schluss mit dem Fotografieren, denn nun sind die Gäste da. Sie holen uns ab, trinken ein Glas, ritzen Worte in Eis, essen zu Abend, holen uns heim.