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Hubert Weinheimer | Zum Roten Bären, Wien

Foto: Alain Barbero  | Text: Hubert Weinheimer, Auszug aus dem Lied „Kronprinz“ von der Band „Das Trojanische Pferd“.

 

Und so lang ich nicht weiß – was die Planken zerbricht
bin ich und bleib ich – ein schwankendes Schiff
Ich grüße und bitte – bedanke mich nicht
Good night folks & good luck!

 


Interview mit dem Autor (zum Album „Dekadenz“)

Was bedeutet „Dekadenz“ für dich? Warum heißt das Album so?
Hubert Weinheimer: Dekadenz ist ein Befund unserer Zeit. Andererseits haben die Menschen zu praktisch jeder Zeit geglaubt, daß es von nun an „bergab“ ginge. Insofern ist schon das Wort selbst fragwürdig. Diese Wortwolke aus Größenwahn, Niedergang und Phantomschmerz stellt den Hintergrund, von dem sich die 11 Lieder abheben.

Wie autobiographisch sind die Texte? Hast du beispielsweise das Gefühl, „über den Dingen zu stehen“?
HW: Diese spezielle Zeile ist ganz bewusst darauf zugeschnitten aus dem Rahmen zu fallen. Ich mache mir hin und wieder einen Spass daraus, mich selbst in ein ungünstiges Licht zu stellen, weil ich das textlich für eine interessante Herausforderung halte und damit außerdem von vorn herein diejenigen vergrault werden, die nur was zum Nörgeln suchen. Das ist also gleichzeitig praktisch und witzig.

Wie setzt du andere Sprachen und Dialekte ein?
HW: Auf dem aktuellen Album sind 3 von 11 Liedern im Dialekt gesungen. Diese Lieder sind alle sehr „unmittelbar“ von der Aussage her und also hat sich der Dialekt angeboten. Wenn ich komplexere Sachverhalte beschreibe, fällt mir das in der „Hochsprache“ leichter, aber im Prinzip sind beide für mich gleichwertig und symbiotisch.
Ich hatte und habe auch immer wieder Versatzstücke aus anderen Sprachen. Während ich die zweite Platte geschrieben habe, habe ich versucht Französisch zu lernen, deshalb gibt es da ein paar Einsprengsel. Englisch bietet sich aus meiner Sicht zur Lautmalerei an oder wenn man ein Zitat verbraten will.

In moderner Lyrik oft verpönt, in der Musik meistens dabei: Was hältst du von Reimen?
HW: Ich habe als Jugendlicher sehr viel Hip Hop gehört, daher ist das Versmaß bei mir oft strenger, als bei den meisten meiner Kollegen. Mehrsilbige Reimketten stellen eine gewisse Herausforderung dar und sind insofern interessant für mich. Aber: Im Vordergrund steht bei mir trotzdem immer der Inhalt. Deshalb auch „Das Trojanische Pferd“.

Also wie viel Hubert Weinheimer steckt im Trojanischen Pferd?
HW: Textlich gesehen ist das Pferd mein Kind – und hat als solches natürlich auch ein gewisses Eigenleben. Oder anders gesagt: Ich streue genug falsche Fährten ein, dass klar sein sollte, dass das nicht 1:1 ich bin.

Musikalisch war und bin ich für das Akkord-Grundgerüst verantwortlich, aber meine Kollegen Rene Mühlberger und David Schweighart haben auf diesem Album die entscheidenden Klangfarben eingespielt.

Und wo liegt der Seerosenteich?
HW: Da gibt es zwei Ebenen. Auf der ganz konkreten Seite ist das für mich die Lobau im Sommer. Da bin ich gern. Davon ausgehend singe ich in dem Lied über Dinge, die mir zum Beispiel dort durch den Kopf gehen. In dem Fall werden ganz unterschiedliche Gedanken zusammengewürfelt, weil ich gern mit Kontrasten arbeite.

Seid ihr mit dem Album zufrieden?
HW: Wir halten das Album bandintern für gelungen und das ist mir das Wichtigste, aber es freut mich natürlich, wenn das auch extern so gesehen wird. Im Moment sieht es danach aus, als wäre das der Fall.