Maria Seisenbacher | Café Ritter Ottakring, Wien
Foto: Alain Barbero | Text: Maria Seisenbacher
ich bezeuge […]
Schnee erreicht uns nur
an weit verzweigten Orten
im streitbaren Stimmen
so lange nicht
so lang
Schlaf findet
ferner verweilt er
ineinander nicht gesehen
der Wahrscheinlichkeit
so lange nicht
so lang
Kristalle beschirmen kleine Narben
nur einmal fiel Rachen
Husten, überschüssig Luft in
Nichts
so lange nicht
so lang
ich weiß:
Finger bilden Leber –
Weichtier vereinzelt ohne Arm
ich weiß: nichts
vom Abbild zielbarer Geschichten
so lange nicht
so lang
entfache wahllos Ränder, Wellen
Flächen oder Kiesel
danach bezeuge ich
vor meiner Haut:
ichhabmichlangenichtgesehen
so lange nicht
so lang
die Welt abdreht
Kurzinterview mit der Autorin
Was bedeutet Literatur für dich?
Maria Seisenbacher: Ein selbstgewählter Zufluchts-, Lern-, Erfahrungs- und Arbeitsort gefüllt und erfüllt mit körperlich-geistiger Leidenschaft.
Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
MS: Ein Zufluchtsort vor mir alleine arbeiten zu müssen. Im Café höre, sehe, lese und beobachte ich andere Menschen und mich.
Warum hast du das Café Ritter Ottakring ausgewählt?
MS: Aufgrund der Architektur, der Stille, des Standorts, der samtbezogenen Bänke mit Mehlspeisen im Kaffee.
Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
MS: Vieles und Nichts und dann wieder gar nichts und viel Nichts.
BIO
Maria Seisenbacher, lebt und arbeitet als Lyrikerin und Übersetzerin in Leichte Sprache in Wien. Mag.a der Vergleichenden Literaturwissenschaften, Dipl. Sozialpädagogin. Einladungen zu internationalen Lyrikfestivals, Stipendien und Preise, zuletzt erschien der Gedichtband „Hecken sitzen“ im Limbus Verlag mit Drucken von Isabel Peterhans. www.mariaseisenbacher.com