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Andras Foldvari | Café Gerbeaud, Budapest

Foto: Alain Barbero | Text: Andras Foldvari | Übersetzung (aus dem Ungarischen): Christian Szabo & Daniela Gerlach

 

Ich war noch keine 21 Jahre alt, als ich eine Stelle in der Tourismusabteilung einer ungarischen Fluggesellschaft fand, welche damals ihren Sitz in einem Wohnblock im Herzen meiner Stadt hatte, ein Gebäude am Vörösmarty-Platz.
Es gab keinen Konferenzraum, also gingen wir, wenn wir ein Meeting abhalten mussten, in das wunderbare Café am Platz, berühmt für seine Kaffeemaschine aus Herend-Porzellan.
Wenn jemand nach mir fragte, sagte man ihm, Andràs wäre im „Konferenzraum“.
Die Zusammenkünfte hier waren viel erfolgreicher, als wenn sie in den grauen Räumen jenes Gebäudes abgehalten worden wären.

 

Original (Ungarisch)

Még 21 éves sem voltam amikor a magyar légitársaság idegenforgalmi osztályán kaptam állást, melynek akkori központja városom szívében egy lakóházból kialakított épületben volt a Vörösmarty téren.
Nem volt kialakított tárgyaló terem, így ha megbeszélést kellett tartani inkább a téren levő csodálatos – herendi porcelán kávéfőző gépéről híres – kávézóba mentünk. 
Ha bárki keresett csak azt mondták András a tárgyalóban van.
Sokkal sikeresebbek is voltak az itt folytatott tárgyalások mintha azokat az épület szürke szobáiban tartottuk volna.

 


Kurzinterview mit dem Autor

Warum Reisen?
Andras Foldvari: Die Reise ist für mich eine Mission!
Sich in den Ländern fremder Kulturen zu bewegen, den Alltag der Leute, die dort leben, kennenzulernen, ist eine erfrischende Erfahrung für mich; hinter die Gardinen schauen, sich den versteckten Schätzen nähern, die sich in einem Museum oder im Regal einer Wohnung befinden.
Ich bin Städter. Ich lege mehr Wert auf die vom Menschen geschaffene Umgebung, auf die schönen Gebäude oder Kultstätten, als auf die Schönheit der Natur. Ob es sich nun um einen tibetischen Steinhügel oder eine monströse afrikanische Kathedrale handelt.
Reisen, das bedeutet immer etwas Neues zu entdecken, das einem wieder Energie für die neuen Erfahrungen schenkt.

Was bedeuten Cafés für dich?
AF: Die Cafés und Teehäuser sind heilige Stätten der urbanen Kultur. Zahlreiche Begebenheiten der ungarischen Geschichte fanden in Cafés statt, und zahlreiche Künstler haben in Cafés Meisterwerke kreiert. Laut einer Legende wurden die Schlüssel des New York Café in Pest von den Stammgästen in die Donau geworfen, damit es für das Schaffen von Meisterwerken immer geöffnet wäre.

Wo fühlst du dich zu Hause?
AF: Ich bin ein bisschen Kosmopolit, vielleicht nicht so an mein Zuhause gebunden wie die meisten Leute.
Ich habe mein erstes Buch auf der Terrasse eines kleinen Bungalows auf den Salomon-Inseln begonnen. Die einzigartige Kulisse der Küste inspirierte meine urbanen Geschichten aus der damaligen Zeit.
Ich machte dann in einem Studio in Malaysia weiter und beendete sie im Schatten der Kathedrale von Málaga.

 

BIO

Andràs Foldvari wurde 1952 geboren. Bereits als Jugendlicher beginnt er zu reisen. Der Sprachliebhaber studiert Tourismus und Marketing, danach arbeitet er für vier verschiedene Fluggesellschaften und Tour Operator, was dazu führt, dass er fast 900 Flughäfen in 205 Städten der Welt besucht.
In seinem ersten Buch vereinigt er 80 seiner besten Reiseberichte, was ein Riesenerfolg in Ungarn wird. Der Verlag muss es fünfmal wiederauflegen. Sein zweites Buch ist weniger erfolgreich, aber noch immer beliebt.
Obwohl seit 2018 in Rente, entdeckt er auch weiterhin neue Orte, wie kürzlich Sainte-Hélène. So sammelt er Material, vielleicht für einen weiteren Band der Trilogie.

Ildikó Boldizsár | Kelet Kávézó és Galéria, Budapest

Foto: Alain Barbero | Text: Ildikó Boldizsár | Übersetzung (aus dem Ungarischen): Andrea Zambori

 

Stellen Sie sich vor, es gibt einen Ort in Budapest, wo alles vorhanden ist, was man für ein gemächliches Kaffeetrinken braucht. Ich spreche nicht vom leckeren Kaffee, das ist Grundvoraussetzung. Ich erzähle lieber, was mir dieses Café in den verschiedenen Tageszeiten gibt.
Wenn ich am Morgen hier einkehre, beobachte ich gerne die aufdämmernde Stadt, die huschenden Straßenbahnen und die Vögel, die auf den Bürgersteig fliegen und Krümel picken. Ich wache gerne mit dem Latte auf, der hier vor mich auf den Tisch gestellt wird, weil es nicht bloß ein angenehmes Getränk ist: In ihm steckt nämlich die aktuelle Stimmung des Barista. Aber hier gibt es keine mürrische, lustlose Baristas oder hektische Kellner. Jeder bekommt ein nettes Wort und so kann der Tag gut beginnen. Ich lese meine Aufgaben durch, schreibe ein paar E-Mails, dann beobachte ich wieder die Vögel auf der Straße.

Mittags ist die Stimmung wieder anders: Die Studenten kommen zum Mittagessen an, viele kehren aus den nahegelegenen Ämtern zu einem Grillsandwich oder einem leichten Gemüsegericht ein. Mein Lieblingsessen ist der  Curry mit Austernpilz, aber ich muss zugeben, dass ich nicht wegen des Essens hierherkomme. Ich mag dieses wohltuende Rauschen, die Menschen, die sich über die Gerichte freuen und ich höre mir gerne die freudigen Gespräche und die Gelächter an. Was alles an einem halben Tag passieren kann!

Nachmittags und abends zeigt dieser Ort wieder ein anderes Gesicht. Verliebte, Freunde sitzen an den Tischen, es gibt nie einen freien Platz, ich muss warten, bis ich an der Reihe bin – aber ich warte immer geduldig, weil der Moment kommt, in dem ich mich an meinen Lieblingsplatz in der Ecke setzen kann. Dann kommt das, was der Grund ist, warum ich so gerne hierherkomme: Ich greife nach einem Buch im Bücherregal und nehme eins zu mir. Ja, das ist es! Für mich gehören Kaffee und Buch zusammen. Wenn ich alleine hierherkomme, bin ich auch nicht alleine, weil ich mich mit den Büchern unterhalten kann. Dazu habe ich sehr viele Möglichkeiten, da in diesem Café sich 5-6000 Bände befinden. Diese ändern sich ständig, da die Bücher zum Tausch vorgesehen sind.

Stellen Sie sich vor, es gibt einen Ort in Budapest, in der Bartók-Béla-Straße, er heißt Kelet Café und Galerie, dieser ist mein Lieblingsort.

 

 

Original (Ungarisch)

Képzeljék el, van egy hely Budapesten, ahol minden együtt van, ami egy meghitt kávézáshoz szükséges. A finom kávét meg sem említem, ez alapkövetelmény, inkább arról mesélek, mit ad nekem ez a kávézó a különböző napszakokban. Ha reggel térek be ide, szeretem nézni az ébredező várost, az elsuhanó villamosokat és a járdára röppenő, morzsákat csipegető madarakat. Szeretek azzal a lattéval ébredni, amit itt tesznek elém, mert nem csupán egy kellemes ital: benne van az ízében a barista éppen aktuális hangulata. Márpedig ezen a helyen nincsenek morcos, kedvetlen baristák, kapkodva kiszolgáló pincérek. Mindenkinek jut egy kedves szó, és máris jól indul a nap. Átnézem a teendőimet, megírok néhány e-mailt, aztán újra a madarakat figyelem az utcán.

Délben egészen más a hangulat, ebédre érkeznek az egyetemisták, a közeli hivatalokból is sokan beugranak egy grillszendvicsre vagy valami könnyű zöldséges ételre. Kedvencem a laskagombás curry, de bevallom, hogy nem az étel miatt jövök ide. Szeretem hallgatni ezt a jóleső zsizsgést, szeretem nézni az embereket, ahogy örülnek az ételeknek, és szeretem hallgatni a jókedvű beszélgetéseket és nevetéseket az asztalok között. Nahát, mennyi minden történhet fél nap alatt!

Délután és este megint más arcát mutatja a hely. Szerelmesek, barátok ülnek az asztaloknál, sosincs szabad asztal, várni kell, amíg sorra kerülök – de várok türelmesen, mert eljön az a pillanat, amikor leülhetek kedvenc kis kuckómban, a sarokban. És akkor következik az, amiért a legjobban szeretek idejárni: felnyúlok a könyvespolcra, és leemelek egy könyvet. Igen, ez az! A könyv és a kávé nálam összetartozik. Ha egyedül jövök ide, akkor sem vagyok egyedül, mert beszélgethetek a könyvekkel, amire jó sok lehetőségem van, mert a kávézóban 5-6000 kötet található. Ezek naponta változnak, mert egy cserekönyvért bárki elvihet egy másikat.

Képzeljék, van egy hely Budapesten, a Bartók Béla úton, Kelet Kávézó és Galéria a neve, és ez az én kedvencem.

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was kann Literatur?
Ildikó Boldizsár: Als ich ein kleines Mädchen war, konnte ich mich nicht entscheiden, welchen Beruf ich wählen soll. Ich wollte gleichzeitig alles sein: Ornithologin, Kardiologin, Gärtnerin, Entdeckerin, Weltreisende … Es wurde mir schnell klar, dass es unmöglich ist. Deswegen bin ich Schriftstellerin geworden: Weil ich beim Schreiben jeder und alles sein kann. Ich finde, das ist die Rolle der Literatur und ihr Ziel: Den Menschen die unendlichen Möglichkeiten zeigen und sie in solche innere und äußere Landschaften mitnehmen, zu denen sie ohne Bücher nie gelangen könnten.

Was bedeuten Cafés für dich?
IB: In den letzten Jahren war ich sehr oft unterwegs und der erste Weg führt immer in ein Café. Ich setze mich hin und schaue mich aufmerksam um. Man kann sehr viel über eine Stadt und die Bewohner erfahren.

In Cafés kann man Fragen stellen, sich erkundigen, ins Gespräch kommen. In Cafés – egal wo auf der Welt sie sind – rauscht das Leben, die Informationen tauschen sich aus, es passiert immer etwas Interessantes.

Wo fühlst du dich zu Hause?
IB: Als ich noch jünger war, habe ich mich deshalb auf den Weg gemacht, weil ich die Antwort auf diese Frage beantworten wollte. Ich habe die halbe Welt bereist, weil ich gedacht habe, es wird einen Ort geben, wo ich mich endlich zuhause fühle. Ich war sehr enttäuscht, weil es nicht geschehen ist, obwohl ich viele Orte besucht habe, bei denen ich das Gefühl hatte: „Das hier wurde für mich erfunden.“
Mein Weg hat zu wildromantischen Meeresküsten, mediterranen Waldstücken, in den Himmel steigenden Bergen und Hütten am See geführt. Dann ist mir klar geworden , dass ich nach meinem „Zuhause“ umsonst da draußen suche, ich werde es ausschließlich in mir finden. Und genauso ist es passiert. Seitdem fühle ich mich überall zu Hause, egal, wo ich bin.

 

BIO

Ildikó Boldizsár, Schriftstellerin, Märchenforscherin, Märchentherapeutin, Dozentin. Achtundfünfzig Bücher sind von ihr in Bezug auf Märchen erschienen: Sammlungen, Theorien und eigene Märchen.
Sie hat die Metamorphoses Märchentherapie Methode ausgeartet, welche sie sowohl in Ungarn, als auch im Ausland unterrichtet. Sie hat drei Kinder und drei Enkelkinder. Sie lebt in Budapest, wenn sie nicht gerade unterwegs ist. Sie ist eine leidenschaftliche Weltreisende.