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Romina Pleschko | Café Jelinek, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Romina Pleschko

 

Ich kenne genügend Vogelleichen, ich habe früher gerne Vogelbabys aus ihren
Nestern entfernt, um sie großmütig per Hand aufzuziehen. Sie sind alle verstorben,
waren noch durchsichtig, man konnte sogar den Stuhlgang durch ihre mickrigen
rosa Körper wandern sehen. Ich habe meine Bemühungen als Vogelmutter dann
beschämt eingestellt, bis heute nie jemandem erzählt, dass sie nicht aus dem Nest
gefallen sind, sondern von mir in ein Todesschicksal gezwungen wurden.
Jahrelang habe ich daraufhin gewartet, ob eine Serienmörderin aus mir wird, aber
diesbezüglich kann ich wirklich Entwarnung geben, Herr Doktor. Es ist nur leider
so, dass ich diese gewisse Absterbens-Aura nie wieder losgeworden bin, das
sehen sie ja.

(Auszug aus Kurzprosa, 2017)


Interview mit der Autorin

Warum schreibst du?
Romina Pleschko: Keine Ahnung, wahrscheinlich treffen alle Gründe, die man überhaupt fürs Schreiben haben kann, in unterschiedlicher Dosierung zu.
Ich kann mich schriftlich am besten ausdrücken, es ist auch eine Art Zwang, alles in Buchstaben zu pressen. Ich hänge der naiven Vorstellung nach, dass nichts unbeschreibbares existiert. Alles ist nur eine Frage der Buchstaben.

Warum gehst du ins Kaffeehaus?
RP: Ich gehe eigentlich nur zum Menschen treffen oder Kaffee trinken ins Kaffeehaus, sehr selten zum Arbeiten. Zum Arbeiten brauche ich mehr Ruhe. Aber da ich schwer koffeinabhängig bin und viele nette Leute kenne, bin ich schon regelmäßig im Kaffeehaus anzutreffen.

Warum hast du das Café Jelinek gewählt?
RP: Weil ich fast um die Ecke wohne und es im Jelinek nebst exzellentem Kaffee auch einen Holzofen gibt. Ich liebe alte Öfen und würde ihn jedes Mal am liebsten mit nach Hause nehmen.

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Jürgen | Café Jelinek, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Sie fragt
nach dem Grund, geblendet
irritiert durch den Klick.
Die Wahrheit ist
nicht interessant.
Aller Anfang
unbekannt.
Jedes Versteck
ein Damm, der irgendwann bricht.
Das Leben
ein Fluss, der über die Ufer tritt.
Sie lächelt
entwaffnet. 

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Jürgen | Café Jelinek, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Der erste Mann sieht in das Auge des Orkans,
studiert das Kulturprogramm,
macht, was er machen kann,
vergisst, dass es draußen und drinnen Beobachter gibt,
A. in der Ecke und eine Frau, die ihn liebt.
Er fürchtet nicht
die Flut der Ideen, Reize der Stadt,
Reflexionen der andren um ihn.
Er kennt die Treibjagd
und ihr Ende.