Schlagwortarchiv für: Alain Barbero

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Jürgen | Café Jelinek, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Der erste Mann sieht in das Auge des Orkans,
studiert das Kulturprogramm,
macht, was er machen kann,
vergisst, dass es draußen und drinnen Beobachter gibt,
A. in der Ecke und eine Frau, die ihn liebt.
Er fürchtet nicht
die Flut der Ideen, Reize der Stadt,
Reflexionen der andren um ihn.
Er kennt die Treibjagd
und ihr Ende.

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Eva | Café Rüdigerhof, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Als eine von vielen die erste wartet sie schon lange auf ihn, betrachtet von fern die Krämpfe, die in ihm toben. Doch er liegt falsch, wenn er glaubt, sie gibt Geheimnisse preis. Sie ist skeptisch, denn sie kennt die Orte, an denen Bier gebraut und Häuser für Kranke gebaut werden, besser als er. Sie durchschaut das Bild seiner Haut und weiß, er ist septisch, noch nicht bereit für die Kämpfe und ihr heilendes Lachen.

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Eva & Barbara Rieger | Café Rüdigerhof, Wien

 Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Es gab eine Zeit, da schnitt
ein Fluss eine Stadt
in links und in rechts
in Arbeit und Leidenschaft.
 
Doch ein Kellner warf Licht
auf die Gesichter und im Spiegel
auf Reisen röstet schon lang
die Leber der Revolution.
 
Ein altes Modell steht im Windfang
zwischen den Zeilen
und lädt uns ein:
Tritt aus und tritt ein.

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Barbara Rieger | Café Kafka, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Du siehst mich vorwurfsvoll an.       
Und wann?
Ich schweige erschöpft.
Na dann … !
Ich kann nicht mehr
Aufessen!
Was auf den Teller kommt
Sonst ist es zu spät!
Wer bezahlt für die Völlerei
Das geht schon noch!
Unserer Wünsche
Jetzt oder nie!
In Paris und in Wien.

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Barbara Rieger | Kaffee Alt Wien, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Sie schreiben, liebt er mich oder liebt er mich nicht. Bilder an der Wand. Sie schreiben ihre Hausübung, schreiben Schularbeiten auf Papier, ihre Reifeprüfung und es gibt immer einen Grund zu gehen sowie es einen gibt zu bleiben. Sie fragen nach dem Sinn. Sie schreiben eine Proseminararbeit, eine Seminararbeit, eine Bachelorarbeit. Plakate an der Wand. Sie schreiben Prüfungen, schreiben E-Mails hin und her und hin und wieder eine Postkarte nach Hause. Sie fragen nach der Fragestellung, nach den Quellen, nach der Frist. Abgabe. Benotungskriterien. Post-its an der Wand. Sie schreiben noch eine Bachelorarbeit, eine Masterarbeit und eine Dissertation. Sie fragen nach Feedback, Aufmerksamkeit, Liebe, einem Stipendium und um einen guten Job. Sie schreiben weniger Tagebuch, mehr SMS. Sie fragen, warum meldet er sich nicht. Neue Plakate an der Wand. Sie schreiben Bewerbungen und Listen. To do: aufräumen, einkaufen, Sport machen, kochen, Kino, Friseur, Freunde, Kinder, Lebensversicherung abschließen, abnehmen, aufnehmen, berühmt werden, sterben. Sie schreiben E-Mails, noch mehr E-Mails und fragen manchmal nach dem Sinn, öfter nach Bezahlung und einer guten Steuerberaterin. Sie schreiben Termine in ihren Kalender und hin und wieder Liebesbriefe in ihr Tagebuch. Sie schreiben Statusmeldungen. Es ist kompliziert. Gesichter an der Wand.

 

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Barbara Rieger | Café Drechsler, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Menschen der Stadt
denken im Takt
der Musik der Metro
dem Klavier des DJs
warten auf den Abflug
der Linie der  Bar
schreiben ein Drehbuch des Lebens
in ihr Macbook und trinken dabei
Kaffee,  Spritzer und Bier
rauchen nicht mehr
sag du
zu mir.

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Barbara Rieger | Café Drechsler, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Durch eine Doppeltüre betritt ein ängstlicher Optimist einen spärlich beleuchteten Raum. Auf einer Seite wartet pünktlich die Lehrerin mit festem Händedruck, siezt ihn beharrlich, korrigiert streng, was korrigiert werden kann und ignoriert Löffel und Speisekarten an der Wand. Die Menschen sind zurückhaltend in dieser Stadt, doch der DJ spielt die Doors und ums Eck sitzen Schreiber und Schrifstellerinnen. DrehbuchautorInnen suchen nach einer eleganteren Lösung als Mord. Vorsichtig schiebt er den Vorhang zur Seite, hält eine Kerze ins Dunkle und blitzt in die Box. Sie bewegt sich nicht, hält den Atem an. Dann schießen die Bälle wie bei einem Tennismatch aus ihr heraus. Nur ein Kellner lässt sich von all dem kaum irritieren. Er räumt einen von zwei Tellern ab, zerstört das Flair um Ordnung zu schaffen und fragt: „Getrennt oder zusammen?“

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Barbara Rieger | Café Museum, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Ein Wiener Kaffeehaus
Klassisch, zeitlos, immer schon da
Gewesen, begonnen
Sanft aufgebrochen, gelöst
Vollendet von Anfang an
Das Leben, dieser Vertrag
Allzu hell, zu sauber, auf Hochglanz poliert
Neujahr bis Silvester verplant
Die Urlaubstage im Jahr
Die Zeit bis zum Ende
Wir spielen
Leben mit dramatischer Stimmung
Wir rasen
Durch Jahre voll Blutwurst und Glut
Wir machen
Bilder und stürzen manchmal
In eine Geschichte, an einen Ort
An dem gelebt worden sein muss

 

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Barbara Rieger | Café Bendl, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Auf einem Sessel, der seiner Erfahrung müde ist, wartet A. im Cafe Bendl auf mich. Er wirft seine letzten Münzen in die Jukebox und spielt das Lied der Erinnerung wieder und wieder. Dazu ertönen Rufe der Schiffe des Hamburger Hafens und Schreie der DemonstrantInnen gegen die Abschaffung der Wissenschaft und Kultur in Österreich. Ein Lehrer drängt sich vor die Jukebox und fragt: „Ist das ihr Freund?“ – „Nein, das ist mein Fotograph“, antworte ich und füge hinzu: „Auch ich bin Lehrerin.“ – „Und wo unterrichten Sie?“ – „Hier, aber heute nicht“. Und wenn die Tradition es will, dann werfen wir Bierdeckel in die Menge der deutschen Junglehrer, essen Szegedinergulasch und sprechen Französisch.

 

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Bienvenue au Café Entropy | Café Anzengruber, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Er wollte nicht kämpfen in der Arena der Welt.
Sie nahm die Kugeln vom Baum.
Zucker hinterließ Chaos in ihrem Kaffee.
Um sich zu schützen, trug er einen Apparat.
Erst warfen sie Verben,
dann ein Kaninchen in eine Kiste und machten sie zu.
Allein in der Kiste
war das Kaninchen noch da?
Sie beobachten, was zusammenhält
und verändern durch den Blick
sich selbst.