Schlagwortarchiv für: Kaffehaus

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Lissi & Barbara Rieger | Café Malipop, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

An jenem Tisch in jenem Dorf in jener Stadt auf jener Insel jener Welt herrscht Arbeit, Liebe, Fieber und ein Bild, in dem das Normale aus dem Fenster fällt, in dem die Nacht den Tag erhellt und sich ein Nein zu jedem Ja gesellt. In diesem Leben dieses Flehen dieses Streben und Vergehen wie eine selbstgemachte Nudel und ein verbrannter Apfelstrudel, der außen kalt und innen heiß um seine Weichheit und sie zu verstecken weiß.

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Lissi | Café Malipop, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Frauen der Stadt
fliehen das Dorf
steigen hinab
beim Rhythmus der Nacht
baden nackt
in Kellern der Welt
und tanzen.
Zu Trommeln der Zeit
mit Wien, Havanna, Paris
Pressluftbohrern, Einsamkeit
einer Flucht aus dem Land
Flucht auf das Land.
Sehnen sich nach
einem Bild
das immer
und immer wieder
zerfällt.

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Simone | Café Hawelka, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Die Beobachterin –

A. fotografierte sie schon vor Jahren. Sie spielt mit dem Vorhang der Schönheit und tanzt in der Stadt in blauer Tracht. In ihrem Kopf baut sie Märchen aus Tirol und im Wiener Kaffeehaus stellen in immer der gleichen Geschichte Männer in alter Tradition die immer gleichen Fragen, obwohl alle Antworten längst auf Wikipedia zu finden sind. Doch sie sehen sie an und sehen kein Armband, das sagt, sie möchte nur einige Stunden über alte Filme sprechen.

– wird beobachtet.

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Illy | Café Ritter, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Du folgst deinen Eltern
Schießt einen Ball gegen die Mauer, die fällt
Rund um die Welt.

Folgst deinen Kindern
Erzählst eine Geschichte
Über Berlin, München und Wien.

Folgst einer Frau
Wirfst eine Frage durch ein halbleeres Café
In einer Stadt, die schweigt.

Wohnst über Büchern
Selbstmordraten, Engeln und Sauberkeit
Wartest …

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Khaled | Café Europa, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Er erzählt ihnen die halbe Wahrheit über die Entstehung der Gegenwart. Eine fleißige Studentin schreibt die andere Hälfte mit während A. klickt und klickt. Er denkt nicht über die Zukunft nach, sagt er bei einem kleinen Bier am Nachmittag und sie tritt niemals zu seiner Prüfung an, da sie weiß, dass diese nur eine Schauspielerin aus den 50er Jahren bestehen kann. Er hat sie gelehrt, dass es energieineffizient ist zu philosophieren, besonders über den Geschmack von Chips in Packungen, die außer Reichweite sind und dass Idealisten selten in bequemen Denkerposen zu finden sind.

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Eva | Café Westend, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Ein Zug von Paris, ein Zug nach Paris und jemand, der ihr das Gepäck abnimmt. Sie fährt nach Westen und verkleidet sich, verkleidet sich nicht. Sie blickt nach Osten und A. fragt sich, ist es sie oder ich.
Sie oder ich, frage ich dich.
Die Stadt ist ein Dorf, alle hier kennen sich, kennen sich nicht.
Sie fürchten das Ende noch vor dem Anfang, sie tragen Holzfällerhemden, ertragen Hosen aus Leder, vertragen die Übergänge nicht. Sie trinken ein Bier und verlieren den Norden, verlieren ihn nicht. Sie sind zu Hause an einem Ort in Europa, an dem das Innere aus dem Äußeren bricht.

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Jürgen & Barbara Rieger | Café Frame, Wien

 Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Da es regnet hat die Straßenbahn Verspätung und A. vergisst den Namen seiner Station, obwohl doch er der Zugführer ist. Nur ein Tisch ist besetzt, denn die Stammgäste sitzen an der Bar und bedienen sich fast schon selbst. Von außen wirkt es vertraut, doch es ist erst ein Gerüst. Eine Geliebte fällt aus dem Rahmen, denn sie trägt Unterwäsche aus rosa Plüsch und trinkt Schokolade im Dunklen zu Jazz. Von außen sieht man weder sie noch ihre Lingerie und niemand hier weiß, was das eigentlich ist.

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Anna | Café Sperl, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Er blickt durch sie wie durch kristallines Glas und wartet auf den Moment, in dem das Licht das Fieber durchbricht. Darauf, dass der Augenblick, den ihr Lächeln währt, nicht sogleich in tausend Einzelheiten zerspringt. Sie gibt ihr Bestes, doch er, viel zu langsam, erwischt es nicht. Wie im Spiegelkabinett, in dem es alle Möglichkeiten, Richtungen und Antworten vielfach gibt. Auch mit Samthandschuhen traut er sich nicht. Erst am Ende spielt sie mit ihren Haaren und er kommt nicht umhin sich zu fragen, ob er nicht viel zu vorsichtig war.

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Jürgen | Café Jelinek, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Der erste Mann sieht in das Auge des Orkans,
studiert das Kulturprogramm,
macht, was er machen kann,
vergisst, dass es draußen und drinnen Beobachter gibt,
A. in der Ecke und eine Frau, die ihn liebt.
Er fürchtet nicht
die Flut der Ideen, Reize der Stadt,
Reflexionen der andren um ihn.
Er kennt die Treibjagd
und ihr Ende.

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Eva | Café Rüdigerhof, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Als eine von vielen die erste wartet sie schon lange auf ihn, betrachtet von fern die Krämpfe, die in ihm toben. Doch er liegt falsch, wenn er glaubt, sie gibt Geheimnisse preis. Sie ist skeptisch, denn sie kennt die Orte, an denen Bier gebraut und Häuser für Kranke gebaut werden, besser als er. Sie durchschaut das Bild seiner Haut und weiß, er ist septisch, noch nicht bereit für die Kämpfe und ihr heilendes Lachen.