Schlagwortarchiv für: Vienne

Blog, Wien, Vienne, Café Entropy, Kaffeehaus, Café Ritter Ottakring, Cafés viennois, Alain Barbero, Barbara Rieger

Barbara Rieger & Jürgen | Café Ritter Ottakring, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Drei Kugeln und keine Touristen
Sie spielen am Rande der Stadt
Prinz und Prinzessin
Drache und Ritter
Um Geld und um Liebe
Gefühle und Wahn.
Über den Hügeln
Scheint endlich die Sonne
Riecht es nach Malz und nach Zucker
Doch schlafen und träumen sie lang.

Blog, Wien, Vienne, Café Entropy, Kaffeehaus, Weltcafé, Cafés viennois, Alain Barbero, Barbara Rieger

Susanne | Weltcafé, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Wie eine gute Chefin geht sie niemals in Pension. Ihre Macht missbraucht sie nicht. Es ist nicht leicht zu kontrollieren und nicht zu kontrollieren, schwer sich loszulassen und darauf ein, ob sie es kann.
Die Vermieterin, Lehrerin und Mutter gibt uns den Platz, schafft Raum für Luft und Liebe, ihre Stärke Mut und Kraft. Ihr blauer Blick schluckt Angst und Wut. Ihre Weisheit spiegelt sich voll Überzeugungskraft.

 


Interview mit dem Fotomodell

Was bedeutet dir Literatur?
Susanne: Literatur ist für mich eine reiche Lebensquelle, die mich immer wieder von Neuem sprudelnd inspiriert, herausfordert, manchmal zum Verweilen einlädt und die ich niemals missen möchte.

Was bedeuten dir Kaffeehäuser?
S: In Kaffeehäusern halte ich mich sehr gerne auf, um FreundInnen zu treffen, Tagesaktuelles oder Literarisches zu lesen, um zu arbeiten oder einfach nur, um Menschen zu studieren und meinen Blick schweifen zu lassen. Außerdem trinke ich liebend gerne Kaffee, besonders einen Einspänner, der mir dort am besten mundet.

Warum hast du das Weltcafé gewählt?
S: Das Weltcafé ist mir ein besonders vertrauter Aufenthaltsort mit seiner stets freundlichen und inspirativen Atmosphäre. Ich mag es auf dem Sofa angeregt mit FreundInnen zu plaudern oder auch aus der vielfältigen Welt-Speisenkarte zu wählen. Um die Ecke sind meine ehemaligen Völkerkunde- und Pädagogik-Institute, daher kenne ich mich in diesem Viertel gut aus.Was machst du, wenn du nicht im Café bist?

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
S: Ich wohne am Waldrand und liebe es in der Natur unterwegs zu sein. Auch bin ich gerne als Reisende und Entdeckende in der Welt unterwegs. Ich liebe es zu singen und bin seit vielen Jahren in einem lateinamerikanischen Chor in Wien mit dabei. Außerdem bereitet es mir Freude Menschen mit Migrationshintergrund für die deutsche Sprache zu interessieren.

Blog, Wien, Vienne, Café Entropy, Kaffeehaus, Landtmann, Cafés viennois, Gerhard Jaschke, Alain Barbero, Barbara Rieger

Gerhard Jaschke | Café Landtmann, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Gerhard Jaschke, auch in: „Melange der Poesie“ (Kremayr & Scheriau, 2017)

 

Im Kaffeehaus steht die Zeit scheinbar für einen Moment lang still trotz des Trubels. Kellner wuseln ums Eck. Eintretende Gäste wechseln mit ins Freie drängenden, Sekundenschläge prasseln hernieder, entscheidende Augenblicke pulsieren von Tisch zu Tisch bis in den hintersten Winkel des Lokals. Wäre man nur zu einer anderen Zeit zur Welt gekommen, hätte man ohne weiteres etwa mit Lenin oder Altenberg, Friedell, Kraus, Loos in einem Kaffeehaus sitzen können, wäre ihnen vielleicht sogar näher gekommen, hätte möglicherweise sogar eines Tages ein Wort mit ihnen gewechselt, doch auch Jahre später blieb dies Illusion. Da saß ja tatsächlich Thomas Bernhard und blätterte in großformatigen Zeitungen. Wer hätte schon gewagt ihn dabei zu unterbrechen? Und dort drüben, ganz richtig, war George Tabori in seiner Welt versunken. Niemand wollte ihn aus dieser ziehen, und schon gar nicht du.
Und da hört man vom Nebentisch ganz deutlich: „Ohne meine beiden Frauen hätte ich es nicht geschafft. Niemals!“ – und der Dichter notiert: „Seelenschnitte Walzerklang, date crown! Zwei Frauen ist zu trauen.“ Weiters unternimmt er rechnerisch den Versuch das heutige Datum zu enträtseln, zumindest auf eine Zahl zu bringen – 10.12.15 = 37 = 10 = 1

 


Interview mit dem Autor

Welche Bedeutung hat Literatur für dich?
Gerhard Jaschke: Die Literatur hat eine ganz große Bedeutung für mich. Sie ist mein Leben.

Welche Bedeutung hat „Kaffeehaus“ für dich?
GJ: Auch eine große, doch im Vergleich zur Literatur, eher eine geringe. Als ich noch meine Werkstatt in der Kutschkergasse regelmäßig aufsuchte, war das „Schopenhauer“ mein erweitertes Wohnzimmer, in dem ich mich gerne durch Zeitungen raschelte, Menschen beobachtete, Freunde traf. Auch das im Wohnhaus Zelinkagasse /Ecke Franz Josefs-Kai befindliche „Pelikan“ sagte mir zu, doch schloss es vor kurzem.

Warum hast du das Café Landtmann ausgewählt?
GJ: Das „Landtmann“, weil es leicht erreichbar für mich ist, weiters sehr geräumig – und auch über viel Lesestoff  verfügt.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
GJ: Daheim sein, arbeiten, zur Post gehen, Veranstaltungen besuchen. Nach Schlaganfall etwas eingeschränkter…

Blog, Wien, Vienne, Café Entropy, Kaffeehaus, Café Kafka, Cafés viennois, Barbara Rieger, Alain Barbero

Barbara Rieger | Café Kafka, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Jemand hat die Weisheit in Stücke geschnitten und den Vogel befreit. Auf allen Speisekarten der Erde sucht sie, auf allen Kontinenten sammelt sie Teile und verleibt sich ein. Sie streicht über den vollen Bauch der Espressotasse und fühlt sich gleichzeitig voll und doch nicht ganz satt. Sie hat gestohlen, betrogen, versucht die Welt mit dem Rauch einer Zigarette einzuatmen.
Er erhebt ein Glas helles Glück und prostet ihr zu. Die Gaben sind ungleich verteilt.

Blog, Wien, Vienne, Café Entropy, Kaffeehaus, Café Zartl, Cafés viennois, Dieter Sperl, Barbara Rieger, Alain Barbero

Dieter Sperl | Café Zartl, Wien

Foto: Alain Barbero  | Text: Dieter Sperl, auch in: „Melange der Poesie“ (Kremayr & Scheriau, 2017)

Immer mit Wünschen.
Absichten. Komm ich daher.
Wo doch Absichtslosigkeit. Zu Sternen.
Erhebt.

 


Interview mit dem Autor

Welche Bedeutung hat Literatur für dich?
Dieter Sperl: Literatur bedeutet für mich immer etwas anderes, das sich in „meinen“ Texten, Hörstücken, Gesprächen, Performances, Lectures und Lektüren ausdrückt.

Welche Bedeutung hat „Kaffeehaus“ für dich?
DS: Das Kaffeehaus ist für mich Platz zum Abhängen, Erinnerungsstätte und Treffpunkt.

Warum hast du das Café Zartl gewählt?
DS: Ins Café Zartl gehe ich gerne, wenn ich jemanden treffe, mit dem ich etwas zu arbeiten habe. Es ist dort nie so voll, dass man groß abgelenkt wäre, und die Tische sind von der Fläche her ausreichend, um etwas ausbreiten und anschauen zu können. Außerdem soll dort, der Legende (Fotographie) nach, schon Heimito von Doderer gesessen sein.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
DS: Gehe ich nicht ins Kaffeehaus, mache ich, was Menschen halt so machen: abwaschen, bedenken, camouflieren, dahinfahren, einwintern, fabulieren etc.

 

 

Blog, Wien, Vienne, Café Entropy, Kaffeehaus, Top Kino, Cafés viennois, Jaqueline Scheiber, Alain Barbero

Jaqueline Scheiber | Top Kino, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Jaqueline Scheiber

 

mit rädern an den wänden, irgendwo, an einem sonntag gebettet in geräuschkulisse, deine schuhe zu straff geschnürt, zur flucht gerüstet. meine ungeduld verflochten,

an jeder haltestelle hängen geblieben und wege gespannt. es gibt immer ein stück musik, das dich begleitet, in servietten gefaltete gedanken, die frisch bleiben, ob du nun wolltest oder nicht.

und doch entschieden wir uns, für den strengen schlag, das auseinanderschwärmen, und das zurück, unter die eignene haut,

zurück an den eigenen ort.

du hast sie zugeknöpft, die vergangenheit und letztendlich den mantel, von dir getragen aus dem türrahmen.

und meine zehen routieren unter der tischkante, von dir entschleunigt,

zwischen dumpfen schallwellen möchte ich den weg von randstein bis zu bettkante zu enden gehen.

in hypothesen. ein letztes mal.

Blog, Wien, Vienne, Café Entropy, Kaffeehaus, Café Ansari, Cafés viennois, Renate Aichinger, Alain Barbero

Renate Aichinger | Café Ansari, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Renate Aichinger, auch in: „Melange der Poesie“ (Kremayr & Scheriau, 2017)

 

natur in vasen
eingefangen stolz

momente in blasen
festgehalten hinter glas

regentropfen an scheiben
klopfen leise

menschen neben bäumen
hetzen lautlos

welt
passiert stumm

du
nicht dabei

eine kurze
caffelattelänge

Blog, Wien, Vienne, Café Entropy, Kaffeehaus, Café Dommayer, Cafés viennois, Barbara Rieger, Alain Barbero

Erika Kronabitter | Café Dommayer, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Erika Kronabitter

 

am selben tisch
immer am selben platz
ihr gesicht blickt hinaus
ihre augen nach innen
im laufe der jahre die sitzmulde
tiefer die linien auf der haut
wie die risse in der erde

Blog, Wien, Vienne, Café Entropy, Kaffeehaus, Liebling, Cafés viennois, Barbara Rieger, Alain Barbero

Katherina | Liebling, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Angesagt, nicht angenehm, sitzt sie im Licht und starrt in dein Dunkel. Sie sieht dich nicht an und durchschaut mit der Weisheit eines alten Mannes dein Spiel. Du willst, so wie alle, nicht nur einen Liebling, sondern etwas: Gewiss, nicht ungefährlich, doch sicher ist, mit ihr ist es möglich zu leiden bevor du stirbst.

 

Blog, Wien, Vienne, Café Entropy, Kaffeehaus, Café Zum Roten Bären, Cafés viennois, Barbara Rieger, Alain Barbero, Hubert Weinheimer, Das Trojanische Pferd

Hubert Weinheimer | Zum Roten Bären, Wien

Foto: Alain Barbero  | Text: Hubert Weinheimer, Auszug aus dem Lied „Kronprinz“ von der Band „Das Trojanische Pferd“.

 

Und so lang ich nicht weiß – was die Planken zerbricht
bin ich und bleib ich – ein schwankendes Schiff
Ich grüße und bitte – bedanke mich nicht
Good night folks & good luck!

 


Interview mit dem Autor (zum Album „Dekadenz“)

Was bedeutet „Dekadenz“ für dich? Warum heißt das Album so?
Hubert Weinheimer: Dekadenz ist ein Befund unserer Zeit. Andererseits haben die Menschen zu praktisch jeder Zeit geglaubt, daß es von nun an „bergab“ ginge. Insofern ist schon das Wort selbst fragwürdig. Diese Wortwolke aus Größenwahn, Niedergang und Phantomschmerz stellt den Hintergrund, von dem sich die 11 Lieder abheben.

Wie autobiographisch sind die Texte? Hast du beispielsweise das Gefühl, „über den Dingen zu stehen“?
HW: Diese spezielle Zeile ist ganz bewusst darauf zugeschnitten aus dem Rahmen zu fallen. Ich mache mir hin und wieder einen Spass daraus, mich selbst in ein ungünstiges Licht zu stellen, weil ich das textlich für eine interessante Herausforderung halte und damit außerdem von vorn herein diejenigen vergrault werden, die nur was zum Nörgeln suchen. Das ist also gleichzeitig praktisch und witzig.

Wie setzt du andere Sprachen und Dialekte ein?
HW: Auf dem aktuellen Album sind 3 von 11 Liedern im Dialekt gesungen. Diese Lieder sind alle sehr „unmittelbar“ von der Aussage her und also hat sich der Dialekt angeboten. Wenn ich komplexere Sachverhalte beschreibe, fällt mir das in der „Hochsprache“ leichter, aber im Prinzip sind beide für mich gleichwertig und symbiotisch.
Ich hatte und habe auch immer wieder Versatzstücke aus anderen Sprachen. Während ich die zweite Platte geschrieben habe, habe ich versucht Französisch zu lernen, deshalb gibt es da ein paar Einsprengsel. Englisch bietet sich aus meiner Sicht zur Lautmalerei an oder wenn man ein Zitat verbraten will.

In moderner Lyrik oft verpönt, in der Musik meistens dabei: Was hältst du von Reimen?
HW: Ich habe als Jugendlicher sehr viel Hip Hop gehört, daher ist das Versmaß bei mir oft strenger, als bei den meisten meiner Kollegen. Mehrsilbige Reimketten stellen eine gewisse Herausforderung dar und sind insofern interessant für mich. Aber: Im Vordergrund steht bei mir trotzdem immer der Inhalt. Deshalb auch „Das Trojanische Pferd“.

Also wie viel Hubert Weinheimer steckt im Trojanischen Pferd?
HW: Textlich gesehen ist das Pferd mein Kind – und hat als solches natürlich auch ein gewisses Eigenleben. Oder anders gesagt: Ich streue genug falsche Fährten ein, dass klar sein sollte, dass das nicht 1:1 ich bin.

Musikalisch war und bin ich für das Akkord-Grundgerüst verantwortlich, aber meine Kollegen Rene Mühlberger und David Schweighart haben auf diesem Album die entscheidenden Klangfarben eingespielt.

Und wo liegt der Seerosenteich?
HW: Da gibt es zwei Ebenen. Auf der ganz konkreten Seite ist das für mich die Lobau im Sommer. Da bin ich gern. Davon ausgehend singe ich in dem Lied über Dinge, die mir zum Beispiel dort durch den Kopf gehen. In dem Fall werden ganz unterschiedliche Gedanken zusammengewürfelt, weil ich gern mit Kontrasten arbeite.

Seid ihr mit dem Album zufrieden?
HW: Wir halten das Album bandintern für gelungen und das ist mir das Wichtigste, aber es freut mich natürlich, wenn das auch extern so gesehen wird. Im Moment sieht es danach aus, als wäre das der Fall.