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Sabina Auckenthaler | Café Weimar, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Sabina Auckenthaler

 

Angesichts des aktuellen Scherbenhaufens fragte sie sich, wie mit den Restbeständen umzugehen sei. Gab es irgendwo in ihr einen Stauraum für derartige Altlasten? Oder wäre eine kompromisslose Entsorgung in diesem Falle vorzuziehen? 
Im Grunde war die Beziehung ein einziges Missverständnis: Sie verliebte sich in ihn, weil sie seine falschen Redewendungen für Wortwitz hielt, er war von der goldschimmernden Haarfarbe betört, die nicht ihre echte war.
„Es stimmt einfach nicht, dass man aus Fehlern lernt“, dozierte sie. Sie hatte das dritte Mal in Folge den falschen Mann erwischt, genauso, wie sie seit Jahren zu große Schuhe kaufte, aus denen ihre schmalen Füße herauskippten.

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Astrid | Café Prückel, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Ist dies ein Ort, an dem wir leben, atmen, lieben, ein Haus, in dem Emotionen liegen, biegen, brechen Glas, auf dem wir tanzen, lachen, spielen, wo liegt der Raum, zu dem wir uns nicht bewegen und der Grund uns fremd und falsch und lächelnd zu verbiegen, verbissen zitternd weiter kriechen zwischen Menschen, die dagegen demonstrieren, schreien, wüten, weinen und Kranken, die uns mit ihren Worten küssen und zwingen, dass wir bleiben, an einem Ort, an dem wir seit immer leben, spielen, lesen, in einem Haus, in dem wir Gefühl besiegen, hinter Glas, durch das wir kaum nach draußen sehen, wo sie tanzen, küssen, atmen, schreien, wüten, weinen, ist dies, womit wir uns bedienen lassen wollen, ist dies ein Haus, das wir verdienen?

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Simon | Café Goldegg, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

sitzt
liest
tanzt
schweigt

fährt
lenkt
schläft
schreibt

gehst
unüber-
legt
weit

– du –
unüber-
setzt
bleibt

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Rosi | Café Engländer, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

So nah so sanft
Wie wahre Medizin
Weniger wirksam
Als weißer Kaffee
So weit so schwer
Wie Möglichkeiten
Roter Heimat hier

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Rica | Café Eiles, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Zwischen Tönen bleibt inzwischen keine Zeit zu weinen, zwischen ihm und ihr nur dreizehn Jahre, zwischen ihr und mir fast eine Welt, um die wir gemeinsam weinen, unweit der Universität. Zwischen Zwischentönen bleiben Gefühle, zwischen Kärnten und Karibik liegt die Welt, zwischen leeren Tischen, Stühlen, Gängen bleibt kein Raum zu träumen, doch unweit weht ein Sturm. Zwischen Kärnten und Berlin liegt Wien und inmitten des Cafés unweit der Universität, bleibt kein Mensch mit einer Tasche, in der zwischen Geld und Schlüssel und Papieren ein langes Stück Vergnügen liegt. Nichts fällt aus dem Pelz in Wien, doch weht ein Sturm, unweit bläst der Wind über die Welt und inmitten zwischen all den leeren kalten Räumen gibt er uns das Gefühl, wir sind – fast – in Sicherheit.

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Khaled | Café Europa, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Auf diesem Kontinent
Macht ein Koffer
Einen Zombie
Ist ein jeder Gott
Halb von dieser Welt
In der Genie und Wahnsinn
Zusammenfällt
Und aus dem Rahmen
In unser aller Leben
Gegen Essen und Zigaretten
Inspiration uns bringt
Und Klarheit und Vergessen

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Reinhard | Kleines Café, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Zu deinem Bild, fast schon vergessen, wie zeitlos, öffnet sich eine Flasche fast wie von selbst. Du trägst die Kleider des Krieges im Museum der Welt und kommst nicht alleine, um mit uns zu trinken und zu jagen den Lauf der Geschichte. Unter Argwohn der arbeitenden Menschen, durch hundert Momente, mit einem, mit zwei, mit drei und mehr. All die Erfahrung gesammelt, doch dein Blick: Er wirft uns um Jahre zurück.

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Beate Steininger | Peter’s Operncafé, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Beate Steininger

 

Die erste Violine aus dem Adagio streifte behutsam ihr Gehör und berührte ihre Wehmut.
„Ich bin die Antwort“ zupfte die Viola, leise und nur für sie. Und als das Cello, zuerst das eine, dann fordernd, das zweite, diese trügerische Sanftheit durchbrach, wollte sie jeden Klang festhalten, jeden der Streicher umarmen, der ihr ihre Hoffnung, hier zu bleiben, wieder gab. Das Quintett verstummte langsam, sinnlich und heimlich und die Melodie schwebte noch schüchtern im Raum, als sie ging und ihr Herz zurückliess.

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Alberto & Alex | Café Rathaus, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger

 

Sie weiß, wo es authentisch ist und wie die Menschen der Umgebung leben, wo sie spielen, tanzen, wie sie ticken. Er ist hier zum ersten Mal, nach Schnitzeln ist er ganz verrückt. Sie kennt den Tee und seine Wirkung, sie spürt, dass er besonders ist. Und sie hat meistens Recht. Sie hört die anderen fragen, ob er der eine unter keinen sei und lacht. Sie trinken Bier und treffen Bekannte, die sie wieder fragen: „In welcher Stadt wollt ihr gemeinsam leben?“ Sie weiß es nicht. Inzwischen liegt dazwischen Wien.

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Ulrike Willam-Kinz | Café Nil, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Ulrike Willam-Kinz

 

Zeigt sich, verbirgt sich
Taucht auf, verschwindet
Schmiegt sich an, entweicht

Lampen schicken geheime Botschaften
Gedanken flanieren durchs Labyrinth
Forschen nach Stimmungen
Verweilen, huschen weg

Sessel warten

 


Interview mit der Autorin

Was schreibst du am liebsten?
Ulrike Willam-Kinz: Lyrische Sprachspielereien. Im beruflichen Kontext Interviews und Reportagen. Das Recherchieren empfinde ich immer als spannende Reise.

Schreibst du manchmal im Café?
UWK: Selten, aber doch. Notizbuch und Stift sind wunderbare Gesellschafter, wenn ich irgendwo alleine bin.

Warum hast du das Café Nil gewählt?
UWK: Im Café Nil fühle ich mich wie in einer fernen Welt. Ich mag das Lindgrün, die großen Fenster, die orientalischen Lampen und die Spiegel. Sie haben etwas Geheimnisvolles.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
UWK: Die meiste Zeit verbringe ich an meiner „Schaltzentrale“ Computer im Büro. Da schreibe ich Texte für meine Kunden, bin mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt, organisiere Diverses.