Mieze Medusa & Markus Köhle | Cafe C.I. – Club International, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Mieze Medusa & Markus Köhle

 

Tee-Tête-à-Tête im C. I. mit Mieze Medusa and me

Nie Tee. Tee nie. Kaffee, Bier, Wasser. Auch C. I.-Toast, Pommes und Spinatstrudel. Aber nie Tee. Tee nie. Justament ein schwacher Teemoment geht jetzt ein in die Geschichte. Ja, mehr noch, ist Bild geworden. Köhle mit Tee. Das bleibt für immer picken. Köhle mit Tee im C. I. Ist er krank? Köhle beim Tee-Tête-à-Tête mit Mieze Medusa. Was soll das? Die Macht der Bilder ist groß, die macht der Worte nicht minder. Die Nacht der Biere ist lang, die Zeit des Tees im Kommen oder doch vorbei? Ist an- oder ausgeteet? Das geht nur uns was an.

Was redet der Mann vom Tee? Er hat ihn doch selbst bestellt!

Wir stehen nicht auf Statussymbole. Wir stehen nicht auf Eigenheim mit Garten, Zaun und Carport. Lieber Hallenbad als Pool. Lieber Leihladen, als alle Geräte selbst im Keller. Lieber Bücherei, als übervolles Bücherregal … 
Moment! Das stimmt so nicht. 
Wir leben extra im Altbau, damit die Bücherregale Platz haben bis zur Decke. Aber wenn sie uns dann wieder auf den Kopf zu fallen drohen, gehen wir ins Kaffeehaus. Alleine oder zu zweit oder mit anderen. Wahrscheinlich mit mehr als einem Buch und mindestens einem Notizbuch in der Tasche. Uns gegenseitig anschweigen. 
Ich lese, er schreibt. 
Er denkt nach, ich notiere mir was. 
Einer hat immer ein Manuskript dabei … Na, wo ist er denn, der Rotstift?
Stadt ist auch Luxus! Man muss nicht für jedes Zimmer, das man braucht, Miete zahlen. Mit dem Geplauder der anderen im Ohr sind wir herrlich allein. Es gibt ein Umfeld an Gedanken, Gesprächen und Getränken. 
Ich persönlich mag Tee. Immer schon. Markus hat dafür ein paar Jahrzehnte gebraucht. Aber es stimmt: Im C.I. trinken wir wirklich nur Tee, wenn es sein muss. Wenn wir gesund durch den Herbst kommen wollen. Damit es sich ausgeht, das Ja auf die Frage: „Und davon kann man leben?“

 


Kurzinterview mit den AutorInnen

Was kann Literatur? 
Markus Köhle: Flexen, schweißen, kitten.
Mieze Medusa: Kommt drauf an, was man von ihr braucht.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich / euch?
MK: Je nach dem, wann-wo ich bin, dies-das brauche, eine hochhaushohe oder mauslochkleine. 
MM: Alleine was trinken gehen, als Frau: Manchmal immer noch ein Akt der Rebellion in den Augen der Leute, die blöd schauen wollen. Ich werde mir diese Freiheit den Rest meines Lebens nicht nehmen lassen.

Wo fühlst du dich / euch zu Hause?
MK: Da, wo ich die Schuhe ausziehen kann.
MM: Da, wo ich ein paar Bücher ins Regal stelle und den Laptop hinstelle. Es hilft, wenn drumherum eine Großstadt ist.

 

BIO

Markus Köhle schreibt, um gehört zu werden: www.autohr.at
Er ist Schriftsteller, Literaturarbeiter, Sprachinstallateur und der Papa Slam Österreichs. Er schreibt für jung und alt, macht E- und U-Literatur, veranstaltet und moderiert seit über 20 Jahren Poetry Slams und das Innsbrucker Prosa Festival, betreibt das Autor*innenprojekt „Retrogranden aufgefrischt“ in der Alten Schmiede in Wien und ist Redakteur der Literaturzeitschrift DUM (www.dum.at). Zuletzt erschienen: Das Dorf ist wie das Internet, es vergisst nichts (Roman, Sonderzahl 2023).

Mieze Medusa ist Autorin, Rapperin und Pionierin der österreichischen Poetry Slam Szene. Sie steht seit 2002 auf internationalen Bühnen und hat ihren MC-Namen in die Prosa mitgenommen. Ihr Debütroman „Freischnorcheln“ erschien 2008, seitdem hat sie Prosa, aber auch Sammlungen von Slam Texten und Tonträger des HipHop-Duos „mieze medusa & tenderboy“ publiziert und sonst auch allerhand. Sie organisiert und moderiert Poetry Slams in Österreich, als aktive Slammerin reist sie nicht nur nach Deutschland und in die Schweiz, ihre Spoken Word Performances haben sie schon bis nach Shanghai geführt.
Zuletzt: „Was über Frauen geredet wird“ (Roman, Residenz Verlag 2022) und „Die Krise schreibt man nicht mit langem „i“, auch wenn sie riesengroß ist“ (Slamtexte gemeinsam mit Yasmin Hafedh, Lektora Verlag 2023)
www.miezemedusa.com 

Elke Steiner | Brixton House, Bratislava

Foto: Alain Barbero | Text: Elke Steiner

 

Drüben

Der Geometrie entkommen. Der Vorstellung, eine Gerade sei die einfache Lösung einer Berechnung wie Kalkulieren von Balken. Angsteinflößende Balken als Maß aller Dinge und denken wir kurz an den Unterschied. Wie das so ist, wenn man sich eingeengt fühlt von Begrenzungen, Schranken oder zwei Kindheiten später einfach ein Ticket lösen und sagen: Bratislava, ahoi!
Neue Linien finden heißt freihändig zeichnen, Verbindungen ohne Berechnung, wie schwappende Nachmittage zwischen zwei Städten, schlängelnde Bahnverbindung ohne Schwellen, Kontrollen und wie ein Versprechen von Charme. Eine Reise in eine gemeinsame Vergangenheit, in eine stattliche Schönheit, Barock oder kopfsteingepflasterte Gässchen, später Gedichte.
Trennlinien ziehen wie Zäune, wie zumachen, gewaltsam verteidigen und eine Sprache der Spaltung sprechen oder: Andere Positionen bestimmen. Linienliebe, wie Bahnlinienliebe, geradezu eine Zuganbetung und dann aus allen Richtungen kommen. Wir trinken Tee mit Lavendel und Honig.
Der Geometrie entkommen. Der Vorstellung, in einer Ecke (Drei! Länder! Ecke!) wäre es eng. Sie sei dunkel und kantig, sei ein begrenzter Raum, bei jeglicher Annäherung sei allerhöchste Vorsicht geboten und denken wir kurz an den Unterschied. Wie das so ist, wenn man sich eingeengt fühlt oder zwei Kindheiten später den Himmel kopieren, er hat keine Balken.

 


Interview mit der Autorin

Was kann Literatur?
Elke Steiner: Literatur wirkt auf mich stärkend in allen Belangen. Sie ist ein Trainingslager für meinen Geist, ein Bootcamp und manchmal ein Spa. 

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
ES: Es gibt keinen Aufenthalt in einer Stadt ohne Kaffeehausbesuch. Ich entdecke gerne neue Kaffeehäuser, aber ich liebe auch die alteingesessenen Wiener Kaffeehäuser, die murmelnde und klappernde Geräuschkulisse, die Mehlspeisen. Ich reserviere mir oft ein bis zwei Stunden, um an einem Text zu schreiben, das funktioniert ganz gut, vorausgesetzt, es steht eine große Schnitte – im Idealfall mit viel Zuckerschaum – und ein Verlängerter vor mir. Innerhalb weniger Minuten ist der Teller leer, dann tauche ich ab. 

Wo fühlst du dich zu Hause?
ES: In meinen Texten. Durch eine unsichtbare Tür gehe ich hinein und bewege mich durch die Räume, dort bin ich allein und kann in aller Ruhe Möbel verrücken, träumen oder meine Figuren beobachten.

 

BIO

Elke Steiner lebt und arbeitet als Autorin, Schreibpädagogin und Literaturvermittlerin im Burgenland und in Wien. Sie ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung, im Literaturkreis Podium und beim Berufsverband Österreichischer Schreibpädagog:innen. Sie hält Workshops für Kreatives Schreiben für Erwachsene und Kinder.
Zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, Anthologien und im Hörfunk. Ihre beiden Romane „Über das Licht gedreht“ und „Die Frau im Atelier“ erschienen 2018 und 2021 in der edition keiper. Im Herbst 2024 erscheint der Lyrik-Krimi „hast dein Federkleid gelöscht“ in der edition lex liszt 12.

Bessora | La Demeure Monceau, Paris

Foto: Alain Barbero | Text: Bessora | Übersetzung aus dem Französischen: Georg Renöckl

 

Marco Polo und ich

Wie sein Name nicht vermuten lässt, ist Marco Polo ein Tee. Schwarz, grün oder weiß wird er in den Cafés serviert, um Sie zu einem unbeweglichen Globetrotter zu machen. Seine Aromen von Blumen und Früchten aus China und Tibet verwandeln Sie in einen kaiserlichen Abgesandten in Zentralasien. Wie Marco Polo sind Sie nun Botschafter des Papstes in China, abendländischer Reisender vor dem Ewigen und vor dem großen Kublai Khan.
Das alles, ohne den Hintern von Ihrem Sessel zu bewegen.
Ihr kleiner Arsch hat es schön warm in den gepolsterten Sesseln der Demeure Monceau, Paris. Dieses Restaurant nimmt Sie in eine andere Zeit mit, ins neunzehnte Jahrhundert, mit den Tönen eines bürgerlichen Hauses, in dem Marco Polo seine Reiseberichte vortragen könnte. Nur, dass er seit 1324 tot ist.
Also gut, Winter 2023, ihre Hände werden von einem Vintage-Teapot aus den 30ern gewärmt, den schmerzlich vermissten, so photogenen 1930er Jahren.
In der Teekanne zieht der marvellous fruity & flowery black tea, voll wehmütiger Erinnerung an bestimmte Zeiten und vielleicht bestimmte Vorherrschaften. Wie soll man dem netten Fotografen gegenüber eine Pause machen, der sich so bemüht, Ihr Porträt aufzunehmen?
Sich daran erinnern, dass man einst die Cafés mochte.
Dort den Großvater treffen, der dort seine gewohnte Kartenrunde hatte, mit seinen Freunden, den Stammgästen. Es war entweder das Dôme oder die Bergerie, neben dem Laden der Großeltern.
Wir tranken eine Limonade, Sinalco, Grapillon oder Rivella.
Als Jugendliche gingen wir in die Rhumerie, das chemische Orangenfanta färbte einem die Zunge. Hin und wieder geselliges Zusammensein in einer Kaschemme in Cap Lopez mit Freunden, die sich mit Reisschnaps oder Palmwein besoffen.
Später, in den Cafés des Abendlandes von Marco Polo, wundern sich Arglose: Tu trinkst nichts? Warum… bist du Muslimin?
Nein.
Wir sind gar nichts. Aber jemand, der nicht trinkt UND dessen Haut zu braun ist, gibt den idealen Verdächtigen für islamistische Tendenzen ab. Vor allem, wenn er einen Lindenblütentee bestellt. Sehr eigenartig.
Und unversehens wird das Café zum Banner der Zivilisation gegen die Barbarei. Der Barbar, das ist die Kanakenfresse, die nicht ins Café geht und die Kräutertee trinkt.

 


Interview mit der Autorin

Was kann die Literatur machen?
Bessora: Nicht viel, aber das ist besser als nichts.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
B: Ich mag sie nicht mehr besonders. Aber ich habe sie auch nicht völlig von der Karte gelöscht. Meine Großtante betrieb ihr ganzes Leben lang ein Café-Restaurant. Und ich habe sie zu oft im Nyfnegger in Lausanne getroffen, als dass das Motiv „Café“ aus meinem Leben verschwinden könnte. Vor allem hat sie mir Bonbons geschenkt. Sugus-Kaubonbons. What else.

Wo fühlst du dich zuhause ?
B: Dort, wo ich bin.

 

BIO

Bessora veröffentlicht seit 25 Jahren Literatur, Jugendbücher und Comics, und sie schreibt für Persönlichkeiten, die Zeugenberichte und Dokumentationen verfassen. Sie sitzt auch der Nationalen Gewerkschaft der Autoren und Komponisten vor (Syndicat National des Auteurs et des Compositeurs, SNAC).
Ihr vorletzter Roman Les Orphelins (Lattès-Harper Collins) wurde auf Deutsch übersetzt (Ihr werdet glücklich sein, Peter Hammer Verlag).
Neuester Roman: Vous, les ancêtres  (Lattès, Harper Collins)
Preise und Auszeichnungen : Best European Fiction 2016, English Pen 2016, Grand Prix Filiga d’Honneur 2022, Chevalier des Arts et des Lettres 2022, Prix Kourouma 2024, Prix Suisse de Littérature 2024.

Karin Peschka & Marianne Jungmaier | Eferdinger Gastzimmer, Eferding

Foto: Alain Barbero | Text: Karin Peschka & Marianne Jungmaier

 

aus alter Geschichte
in Zeiten des Dunkels
ein Spiegel
tritt hervor

Die erste Begegnung im Oktober 2011, alte Schmiede in Wien. Schwarze Eisen, Gewölbe und Ambos, Werkzeug an den Wänden, dazwischen wir Lesenden, vor uns das Publikum auf seiner Tribüne. Warst Du nervös? Ich war es bestimmt.

ein bekanntes Gesicht
belassen, lichtvoll
versteht sich sofort
auf Freundschaft

Jetzt ist es so. Wir gehen zwischen den Feldern unsere Wege, lauschen einander, stützen einander, mögen einander. Du lachst, weil ich jeden Hund, der uns begegnet, grüßen muss. Ich lächle, weil Du Marmeladen einkochst und alle Gläser verschenkst. 

ein Verständnis
aus dem Tagwerk
des Schreibens
erspürt

Aus unserer Nähe und unseren Distanzen haben sich Räume ergeben. Den Entschluss, einen davon so zu nützen, wie wir es tun, verdank ich Dir. Eine Ahnung von früher. Das Gastzimmer voll, an Stelle von Wirtshausgeräuschen (Geschirr auf Geschirr, Glas an Glas) das Umblättern von Buchseiten.

ein Schwingen
unter Anverwandten
im Gleichschritt
an der Zeit gesägt

Im Kaffeehaus sitzen wir auf unseren Plätzen. Du mir gegenüber, eine Nische im Durchgang, nicht ganz drinnen und nicht wirklich draußen. Den Kellnerinnen vertraut, und der Strohhalm zu Deinem Café Latte ist mittlerweile Geschichte. Oder auch nicht. Eferding ist ein Überraschungspaket.

im Herz
ein Talisman
aus off‘nem Blick
und lauschend‘ Ohr

Wir zwei reisen unterschiedlich. An Orte, im Schreiben, in Projekten. Wir kommen dort, wo wir hinwollen, wo es uns hinzieht, auf andere Art an. In anderer Form. (Welche Musik hörst Du? Ich weiß es kaum. Kann das sein?) Dass auch Du unterwegs bist, in einer parallelen Welt, ist gut. 

eine Rückkehr
in die vertrauen Worte
ein weiches Nest
aus Vorsicht und Behaglichkeit

 


Kurzinterview mit den Autorinnen

Was kann Literatur? 
Karin Peschka: Ist dazu nicht schon alles gesagt? Spontan habe ich geschrieben und gleich wieder gelöscht: „Nix und viel.“ Jetzt steht es doch wieder da. Vielleicht stimmt es ohnehin.
Marianne Jungmaier: Berühren, verstören. Im besten Fall inspirieren.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich / euch?
KP: In meinen ersten Jahren in Wien war ein Café in der Otto-Bauer-Gasse mein erweitertes Wohnzimmer, da gleich ums Eck und daheim wenig Ruhe. Jetzt gehe ich eher nur zum Lesen und Mails-beantworten ins Kaffeehaus. Im Eferdinger Kaffeehaus Vogl arbeite ich nicht, sondern halte Hof. (Ein Scherz.)
MJ: Freundinnen und Kolleginnen treffen. (Männer sind mitgemeint.) Menschen beobachten, versteckt hinter einem Verlängerten und einem großen Glas Wasser. Das Kaffeehaus, besonders jenes in Wien, ist immer auch Heimkehr.

Wo fühlst du dich / euch zu Hause?
KP: Dort, wo ich länger bin. Also im kleinen Eferding und im großen Wien, aber nach vier Wochen Belgrad oder Pristina auch dort.
MJ: An vielen Orten. In Boudhanath, Nordkalifornien, London. Am Almsee, in Gmunden, im Kindheitsdorf. Immer: unter Bäumen.

 

BIO

Karin Peschka, geboren 1967, aufgewachsen in Eferding, Oberösterreich. Lebt und arbeitet in Wien und Eferding. Im Otto Müller Verlag, Salzburg, bisher erschienen: Watschenmann (Roman, 2014), FanniPold (Roman, 2016), Autolyse Wien (Erzählungen, 2017), Putzt euch, tanzt, lacht (Roman, 2020), Dschomba (Roman, 2023). Im Juli 2024, ebendort: Bruckners Affe (Theaterstück & Essay).
www.peschka.at

Marianne Jungmaier, 1985 in Linz (Österreich) geboren. Studierte Digitales Fernsehen, Film- und Kulturwissenschaften, Journalismus. Unterrichtet kreatives Schreiben. Zahlreiche Stipendien und Residencies, u.a. in den USA, Italien, Schottland, Island. Publikationen (Auswahl): Gesang eines womöglich ausgestorbenen Wesens (Lyrik, 2024, Otto Müller Verlag), Sommernomaden (Stories, Kremayr & Scheriau, 2016), Das Tortenprotokoll (Roman, Kremayr & Scheriau, 2015).
www.mariannejungmaier.at

Simone Buchholz | Kurhaus, Hamburg

Foto: Alain Barbero | Text: Simone Buchholz

 

Vielleicht ist das Kurhaus mein eigentliches Zuhause, vielleicht bin ich aber auch nur eine Art Möbelstück im Kurhaus, bestimmt werde ich es nie erfahren, denn dein Zuhause sagt dir nicht „ich bin übrigens dein Zuhause!“, und einem Möbelstück sagt niemand „du bist übrigens eine Couch!“.
Für das Zuhause spricht, dass ich jede Ecke des Ladens kenne, dass es mir egal ist, wie ich in welcher Ecke des Ladens aussehe, dass es nur wenige Orte gibt, an denen ich mich so geliebt fühle, und dass mein Vater mich sehr gern im Kurhaus besuchte, um dort heimlich mit mir zu trinken und zu rauchen, als er es noch konnte.
Für das Möbelstück spricht, dass ich den Blick auf die kleine Kreuzung vorm Kurhaus seit über 25 Jahren kenne, und zwar zu jeder Jahreszeit, zu jeder Uhrzeit, und bei jedem Wetter (es ist traumhaft, wenn es schneit und alles ganz still ist, es ist traumhaft, wenn es 30 Grad hat und Hamburg fröhlich durchdreht), und dass ich nirgends sonst so schön unsichtbar und einfach nur anwesend sein kann.
Vielleicht ist es auch egal, was genau das Kurhaus ist oder was genau ich bin, so ein großer Unterschied ist ja nicht zwischen „sich irgendwo zu Hause fühlen“ und „irgendwo irgendein Möbelstück sein“.

 


Interview mit der Autorin

Was kann Literatur?
Simone Buchholz: Gedanken befreien und Herzen öffnen, Literatur ist internationale Antifa.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
SB: Sie sind die einzigen Lagerfeuer, die wir noch haben.

Wo fühlst du dich zu Hause?
SB: Genau genommen in jeder guten Bar.

 

BIO

Simone Buchholz wurde 1972 in Hanau geboren und ist im Spessart aufgewachsen. 1996 zog sie nach Hamburg, wegen des Wetters. Ihre Romane erscheinen im Suhrkamp Verlag, die Chastity-Riley-Reihe wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Krimipreis und dem International Dagger Award. Im September 2022 erschien Unsterblich sind nur die anderen.
Simone Buchholz wohnt auf St. Pauli und schreibt regelmäßig die Kolumne Getränkemarkt im SZ-Magazin sowie Texte für die ZEIT.

Patrick Pécherot | Le Wepler, Paris

Foto: Alain Barbero | Text: Patrick Pécherot Übersetzung aus dem Französischen: Daniela Gerlach 

 

Das Foto wurde im Wepler aufgenommen. Eine Pariser Brasserie am Place Clichy, fast eine Institution. Ein Ort, der mit Erinnerung beladen ist, der sie aber nicht kultiviert. Weit entfernt vom Vintage-Stil, der so viele Orte in Kulissen verwandelt hat, die ins Auge stechen. Das Wepler besitzt richtige Tische, die sich gegen 18 Uhr mit weißen Tischdecken und dazu passenden Servietten schmücken. Aber schlürfen Sie weiter ihren Espresso oder Ihren Zitronentee, wir lassen Sie in Ruhe.
Ich mag das Moleskin des Lokals, den Zeitungsständer, die Glasfront, durch die man auf die Straße schielt, die Kellner in ihrer Livree, die Kunden, die weder ganz jung noch angesagt sind. Ich weiß nicht mehr, ob Maigret, als er untertauchte, dort Lammhals gegessen hat, aber es war im Wepler, wo Nadja an André Breton schrieb: „Sag, warum hast du mir meine Augen genommen?“. Didier Blonde erzählt das in seinem schönen Buch „Cafés, etc.“ Es ist mit Didier, mit dem ich ins Wepler komme. Wir trinken dort ein Bier, knabbern Brot und Olivenpaste, die dazu serviert werden, wir reden über das Schreiben, das Radio und die ganz kleinen Freuden. Gott lädt sich manchmal zu unseren Gesprächen ein. Er ist gar nicht prüde und sein Sohn liebte die Gasthäuser. Wenn wir wieder auf den Boden gleiten, dann, um dort Fantomas, Nestor Burma oder Arsène Lupin zu treffen, deren Schattenbilder an verregneten Abenden Geister spielen.
Bevor du das Foto machst, Alain, hast du mir über deine Arbeit erzählt. Ich mag die Worte der Arbeit. Ich hatte diesem Treffen zugestimmt, weil ein gemeinsamer Freund als Bindeglied fungierte. Ich war neugierig auf das Projekt. Seitdem frage ich mich, wie viele Worte die Autoren hastig auf einen Cafétisch gekritzelt haben, aus Angst, sie könnten wegfliegen. Aber mehr noch denke ich an die, die verloren sind, weil keine Bar, kein Bistro oder keine Brasserie ihnen einen rettenden Halt geboten hat.

 


Interview mit dem Autor

Was kann Literatur?
Patrick Pécherot: Die Frage verweist auf die Begegnung zwischen einem Buch und den Lesern. Auf einer Skala, die vom Intimen zum Globalen reicht, scheint mir die Literatur viel oder gar nichts zu können. Das macht sie zu etwas Rätselhaftem, wie alle Begegnungen. Auch zu einem „System“. Der Autor hat geschrieben, und es liegt oft nicht an ihm, ob das Buch lebt oder stirbt.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
PP: Cafés sind Orte der Träumerei und der Beobachtung. Man findet dort den menschlichen Teig, aus dem eine zukünftige Figur gemacht ist, die manchmal verschwindet, wenn man wieder draußen ist. Man kann ein Detail einfangen, das später wieder auftaucht. Oder einfach eine für das Träumen günstige Atmosphäre finden. Aber „zu bestimmten blassen Stunden der Nacht“, wie Léo Ferré sang, können Cafés auch Orte der stillen Brüderlichkeit sein.

Wo fühlst du dich zu Hause?
PP: Zunächst mal bei mir zu Hause, in meiner Höhle, meinem Kokon. Aber im weiteren Sinn bin ich überall zu Hause, wo die Orte zu mir sprechen und mich berühren. 

 

BIO

Patrick Pécherot, geboren 1953, hat rund fünfzehn Romane und Essays geschrieben. Sie brachten ihm mehrere literarische Preise ein (Grand prix de littérature policière, Prix Mystère de la critique, Trophée 813, Prix Transfuge, Prix Marcel Aymé). In den verschiedenen Genres, die er bedient (Kriminalroman, Roman noir, diverse Texte), zeigt sich seine Vorliebe für soziale Geschichte und deren Zeitgeist.
www.pecherot.com

 

Regina Hilber | Bar Ariosto, Ferrara

Foto: Alain Barbero | Text: Regina Hilber

 

Gerade hallt das dunkle Klirren der dickwandigen Espressotassen auf dem Marmortresen der Bar Ariosto in meinen Ohren, ein Klang, der ausschließlich in einer italienischen Bar diesen unverkennbaren Ton erzeugen kann. Die Tassen sind aus dickwandigem Porzellan oder Steingut. Der Tresen besteht stets aus dickem Marmor, der Boden des Lokals ist mit echtem Terrazzo überzogen, der Grundriss der Bar langgezogen und schmal, die Rückwand mit den Regalen für Gläser und Spirituosen mit Spiegeln ausgekleidet. Nur dann durchdringt dieser eine dumpfe Klang die italienische Bar, die ein Stehcafè ist. Verweilt wird draußen an den kleinen Tischchen, regionales who is who inklusive. 
Laut und dumpf klirrend muss sich das Abstellen der dicken Espressotasse auf dem Marmortresen anhören. Für den hellen, lichten Klang dazwischen sorgt der Espressolöffel auf der Untertasse, während der Barista schon die nächsten Untertassen lauthals auf den Marmortresen knallt. Vielleicht muss auch die Luft ein wenig flirren von der Hitze, so wie hier in Ferrara an einem Augustnachmittag, kurz bevor das tägliche Gewitter noch mehr Schwüle bringt. 
Dann kann ich nicht anders, als das Zirpen der Zikaden anzubeten, nachmittags um drei, unter dem Laubengang des Palazzos sitzend und hinausblickend auf die Weite der Piazza Ariosto, während der schöne Terrazzo nie frei von Müll ist. Der Duft der Pinien überdeckt den kleinen ästhetischen Mangel, macht ihn unsichtbar. Kein Makel, der nicht von einer anderen Schönheit wieder aufgewogen wird. Ferraras große Söhne – Ludovico Ariostos mittelalterliches Versepos Der rasende Roland und Giorgio Bassanis italienischer Jahrhundertroman Die Gärten der Finzi Contini, tönen leise zwischen dem ohrenbetäubenden Zirpen der Zikaden. Cirruswolken? Zigarrenqualm vom Signore am Tischchen gegenüber, hat er seinen Bugatti sinnmächtig ausgestellt. Ein rasender Roland!

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was kann Literatur?
Regina Hilber: Ich weiß nicht, welcher Drang stärker ist – ob die Literatur (bzw. Lektüreerfahrungen) mich an spezifische Orte bringen, oder mich bestimmte Orte zu spezifischer Literatur führen. Beides ist möglich und beider Impetus findet in meine Essays, in denen Topographien mit Inputs neu gemixt werden. 
Es verhält sich wie das Geleitgedicht „Apopemptikon“ zu seinem Pendant, dem „Propemptikon“: Was war zuerst? Das Abschiedsgedicht des Fortgehenden an die Zurückbleibenden, oder umgekehrt, das Geleitgedicht von den Zurückbleibenden an den Abreisenden, den Scheidenden? Von dem der fortgeht, geht die Intention aus. Er weiß in der Regel früher Bescheid als diejenigen, die an einem Ufer stehend den Fortgang des in die Ferne Ziehenden zu begaffen angehalten sind. In Ferrara werden keine Homerische Geleitgedichte intendiert – die Antike war gestern – was jetzt in den Fokus rückt, bewusst oder zufällig, oder auf Nebenstraßen in Schlaglöchern und Pfützen dahintümpelnd, nimmt Aufstellung neben Lucrezia Borgia, die spätere Herzogin von Ferrara. Giorgio de Chirico und Filippo de Pisis wohnen nicht nur in Museen, de Pisis schmückt auch die Wartezimmer in Bassanis Ferrareser Geschichten. 

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
RH: Ein „capo in b“, ein „aperitivo“, die Laufstege sind eröffnet: Stehend drinnen (Arbeit, Politik, Networking), oder sitzend draußen (who is who und dolce vita) – egal ob in Mailand, Triest, Neapel oder Ferrara – Bewegung garantiert die italienische Bar, die niemals statisches Eiland ist für Kaffeegenuss. 

Wo fühlst du dich zu Hause?
RH: Die Heimat ist mein Körper. Ihm folge ich überall hin.

 

BIO

Regina Hilber, geb. 1970, in vielen Sprachen zuhause, lebt als freie Autorin in Wien. Zuletzt erschienen ihr Essayband Am Rande – Zwischenaufnahmen aus der Mitte Europas (2024) und der Gedichtband Super Songs Delight (2022).

Corinne Maier | Goupil Le Fol, Brüssel

Foto: Alain Barbero | Text: Corinne Maier Übersetzung aus dem Französischen: Daniela Gerlach

 

Es ist im Café Goupil le Fol in Brüssel, in dem wir uns 2023 treffen, Alain Barbero und ich. Was für eine Freude, ihn wiederzusehen! Wir haben uns Anfang der 1980er Jahre kennengelernt. Alain war ein Jugendfreund von Serge, meinem damaligen Freund; wir waren zwanzig Jahre alt. Aber wir verloren uns aus den Augen, Alain und ich. Ich erinnere mich, dass Alain sich schon in den 80er Jahren neben seiner beruflichen Tätigkeit viel mit Fotografie beschäftigte. Ich selbst hatte überhaupt keine Ahnung, dass ich eines Tages Bücher schreiben würde. Ich war im Leben mehr auf Abwegen als Alain, der schon wusste, wohin er wollte.
Alain bei einer Fotosession zu erleben, ist wirklich eine erstaunliche Erfahrung: Er kreist und schwirrt um sein Objekt herum, während er auf den richtigen Moment lauert. Es ist ein langer Prozess, länger als bei den meisten Fotografen. Der Dialog spielt dabei eine große Rolle. In einem ganz anderen Bereich aber ist er mir ähnlich: Ich beginne über das Thema für ein Buch nachzudenken und bewege mich dann im Zickzack darum herum, manchmal über einen sehr langen Zeitraum. Ich fühle mich wie ein Scharfschütze, der seine Beute verfolgt und ihr auflauert. Währenddessen lese ich Bücher, unterhalte mich mit Leuten und sperre die Ohren auf. Irgendwann macht es Klick und dann weiß ich, dass ich den richtigen Winkel habe. Jetzt muss ich nur noch schießen!

 


Interview mit der Autorin

Was kann Literatur?
Corinne Maier: Große Frage. Keine Illusion, sie kann wenig. Aber das Schreiben beschäftigt diejenigen, die es praktizieren und die, die lesen. Das ist schon mal nicht schlecht. 

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
CM: Ich liebe die Nachtbars, wo man mit Unbekannten an der Theke diskutiert, während man einen trinkt. Aber ich gehe nicht tagsüber in Cafés, da sind zu viele Leute, die an ihrem Laptop arbeiten und viele der Cafés in Open spaces verwandeln. „Hinter den Fenstern der Cafés reihen sich die Leute hinter ihren Bildschirmen“, schreibt Ivy Pochada in einem ihrer ausgezeichneten Romane „Visitation Street“. Diese Arbeitenden im Dienstleistungssektor kontaminieren den Ort, sollen sie woanders malochen! Überlassen wir die Cafés den Faulenzern!

Wo fühlst du dich zu Hause?
CM: Ich fühle mich zu Hause in einem Bett, mit einem Stapel Bücher, die ich lesen möchte. Dort ist meine wahre Heimat, das einzige Land, dem ich die Treue halte. Mein Lebensziel ist es, so viel Zeit wie möglich lesend im Bett zu verbringen. Als Kind habe ich beschlossen, mein Leben dem Lesen zu widmen. Ich komme gut voran. Aber ich habe noch alle Hände voll zu tun und hoffe, dieses umfangreiche Programm zu erfüllen. Liegend … 

 

BIO

Corinne Maier lebt in Belgien, mit zahlreichen Abstechern nach Frankreich (Lozère). Sie schreibt Bücher (gesellschaftliche Themen, Geschichte, Humor). Das Schreiben ist ihre hauptberufliche Tätigkeit; sie versucht, so wenig wie möglich zu arbeiten. Sie hat zahlreiche non-fiction Bücher veröffentlicht („Tchao la France“, „Dehors les enfants“…), Drehbücher für Comics („Freud“, „Marx“, „Einstein“, „Mein Leben ist ein Bestseller“, „Monsieur Proust“), und einen Roman („A la conquête de l’homme rouge“). Die bekanntesten sind „Die Entdeckung der Faulheit“, ein bissiger Text über die Welt der Unternehmen, und „No Kid“, ein Pamphlet gegen das Elternsein. Das neueste ist „Me First. Manifeste pour un égoïsme au féminin.“
www.corinnemaier.info

Mario Schlembach | Gasthof Schlembach, Sommerein

Foto: Alain Barbero | Text: Mario Schlembach

 

„Gemma zum Schlembach“ sind geflügelte Worte in Sommerein. Gemeint ist damit ein Besuch im Gasthof meines Onkels. Die Eröffnung fand im Frühjahr 1986 statt, weshalb meine Taufe verschoben werden musste. Nicht die Leidenschaft für das Gewerbe, sondern die Liebe brachte meinen Onkel in die Gastronomie. Als gelernter Maurer erfüllte er meiner Tante ihren großen Wunsch. Er gab seine Arbeit auf, verkaufte das selbsterrichtete Einfamilienhaus am Dorfrand und erstand – unter Anhäufung großer Schulden – die Ruine einer alten Schmiede im Ortskern. Abriss und Wiederaufbau erforderten viele helfende Hände, bis das Café-Restaurant Schlembach – Zur alten Schmiede – so der ursprüngliche Name – aufsperren konnte. Der Traum meiner Tante wäre ein einfaches Café gewesen, aber noch vor der Eröffnung mussten Kompromisse eingegangen werden, um sich dem Konkurrenzkampf im Dorf zu stellen. Neben einer Unzahl an Heurigen sowie drei Gasthäusern, gab es nicht viel Spielraum. Der Schlembach wuchs und wuchs. Das geplante Café wurde mit einem Restaurantbetrieb erweitert. Das Dachgeschoss wurde mit Fremdenzimmern ausgestattet. Im Keller wurde eine Disco errichtet. Essen auf Rädern. Veranstaltungen. Catering. Und … und … und. Irgendwann verließ die Tante meinen Onkel und der Gasthof war alles, was ihm von ihr blieb. Die Jahre vergingen und das schleichende Wirtshaussterben erreichte bald auch Sommerein; nur der Schlembach überlebte – händeringend adaptierend, adaptierend. Mein Onkel ist jetzt über 70 Jahre alt. Kinder hat er keine, nur das Wirtshaus, für den es noch keinen Nachfolger gibt. Die Zukunft vom Schlembach ist ungewiss. Die Zeit wird zeigen, ob er weiter bestehen kann oder er seinen Namen verliert.

 


Kurzinterview mit dem Autor

Was kann Literatur?
Mario Schlembach: Für mich war Literatur ein Befreiungsakt. Die Möglichkeit, aus vorgefertigten Strukturen auszubrechen und gleichzeitig eine Ausrede, anders sein zu dürfen. Meine Eltern führten eine Landwirtschaft. Mein Onkel den Gasthof Schlembach. Bei beiden standen mein Bruder und ich in vorderster Front für die Nachfolge. Das Schreiben wurde deshalb für mich zum Akt des Widerstands, der Selbstermächtigung – ein Austreten und Wegtreten. Und gleichzeitig die Möglichkeit, sich seiner eigenen Geschichte zu stellen. 

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
MS: Seit meiner Kindheit ist mein Name nicht mit einer Person, sondern mit einem Ort verbunden: der Schlembach. Es birgt alle Vor- und Nachteile, das Medium für ein Café (mit Restaurant und Discokeller) im Dorf zu sein: Gute Ressourcen, Kommentarmistkübel, Kummerbox, etc. Hier bin ich kein Literat, sondern Ansprechpartner für die Gäste und Buchhalter für meinen Onkel. Textgattung: Rechnung und Menüpläne. Trotzdem (oder vielleicht deshalb) sind für mich alle anderen Cafés (die nicht der Schlembach sind) zu den liebsten Schreiborten geworden. Ich genieße die Ruhe, in einer anonymen Masse allein zu sein, loszulassen und gleichzeitig ständig mit der eigenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konfrontiert zu sein. 

Wo fühlst du dich zu Hause?
MS: Manchmal beim Schlembach.

 

BIO

Mario Schlembach (* 1985) lebt als Schriftsteller und Totengräber in Niederösterreich. Er schreibt Romane, Theaterstücke und Reportagen u.a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und Der Standard. Seine beiden ersten Romane DICHTERSGATTIN (2017) – 2019 auch als Theaterstück uraufgeführt – und NEBEL (2018) erschienen im Otto Müller Verlag (Salzburg) und erhielten zahlreiche Auszeichnungen. Sein neuestes Buch HEUTE GRABEN erschien im Frühjahr 2022 im Kremayr & Scheriau Verlag (Wien). www.bauernerde.at

Barbara Rieger | Almtaler Haus, Grünau im Almtal

Foto: Alain Barbero | Text: Barbara Rieger, Auszug aus „Eskalationsstufen“ (K&S 2024)

 

Später sitzen wir im Café und ich nippe an meiner Melange, Joe an seinem Bier. Sein Finger zeigt auf einen Fleck auf der Tischplatte, der nicht von uns ist. Das Service war hier auch schon mal besser, sagt er. Und was haben alle diese Kinder hier verloren?
Joe, sage ich, was ist los?
Was soll los sein?
Mit deiner Stimmung.
Meine Stimmung, erklärt er mir, ist auch nicht immer gleich, ich bin auch nur ein Mensch, tut mir leid für dich, wenn du etwas anderes erwartet hast.
Ich schlucke den Kaffee hinunter. Schon okay, sage ich.

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was bedeutet Literatur für dich?
Barbara Rieger: Literatur ist das, was – im besten Fall  – durch das Schreiben entsteht. Und mir persönlich die liebste Form der Kunst.

Welche Bedeutung haben Kaffeehäuser für dich?
BR: Es sind Orte einer Ordnung, um die ich mich nicht selbst kümmern muss und als solche manchmal sehr angenehm.

Wo fühlst du dich zuhause?
BR: Falls ich mal hinfinde, schreibe ich eine Postkarte.

 

BIO

Barbara Rieger, * 1982 in Graz, lebt als Autorin und Schreibpädagogin in Wien und im Almtal (Oberösterreich). 2013 gründete sie gemeinsam mit Alain Barbero und Sylvie Barbero-Vibet „cafe.entropy.at.“ Schreibt Romane, Kurzprosa und hin und wieder sogar Lyrik. Ihr dritter Roman „Eskalationsstufen“ erscheint am 7. Februar bei Kremayr & Scheriau. Die Erstpräsentationen finden am 15.2. (Wien) und am 17.2. (Almtal) statt. 

https://www.barbara-rieger.at