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Blog Entropy, Barbara Rieger, Alain Barbero, Alexandra Turek, Salettl Pavillon, Café, Kaffeehaus, Wien

Alexandra Turek | Salettl Pavillon, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Alexandra Turek

 

Das Schiff, das schwankende Schiff (le paquebot)! Während sich die Bäume neigen, zudem schütteln sie sich heute, da erspähe ich am Weg, vorbei war der Sommer, die Schwalben, sie fliegen hoch, einen Handschuh … Oh mon capitaine!
Grün, ein Rundumblick hier oben (herauf, geschwind). Drüben, an der Friedhofs-Pforte schwarzbemäntelt sie stehen. Dein Mantel im Wind, dann erst kam der Regen. Sanft rieselte er aufs Kupferdach. Kalenderabziehbild ­– und schon spüre ich deinen Kosenamen. Wir spielten Verstecken, es war leicht abzuhauen. (Ein Blick, ein Schritt, schon öffnete sich das Gartentor.) Da saßen wir still in der Laube, unsere Hefte auf dem Schoß. Und wir schwammen im kalten See, weißt du noch? Serenade. Schau. Den kleinen Löffel an den Mund gehalten, diese dumme Geste, wie ein Kind. Und die Alten, ihr silbriges Löffelabschlecken. Und die Steine, nein, die kleinen weißen Kiesel, vorn in den Schuhen. Während wir Frittatensuppe aßen und dabei tanzten ­­– weit oben, an den Rändern der Stadt, an Deck des Schiffs – und die Mannschaft sich nach und nach einfand zum Bodenschrubben, Segel hoch! Unsre langen Zicke-Zacke-Nachmittage. Nach dem Sturm, der Himmel, ein zerrissenes Bild. Ich ging an Deck, um mir das Spektakel anzusehen: Wasser quoll aus den Luken, noch blitzt es, der Bart des Kaisers, den blauen Abend eingeläutet. Können die Bäume mich noch länger begleiten? Und daraufhin die drängende, leuchtende Kinderfrage: Und dann? Was machen wir dann?

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was bedeutet Literatur für dich?
Alexandra Turek: Zunächst gibt es nicht eine Literatur für mich, sondern viele. Und vielfältige Formen. Manchmal gelingt es für einen kurzen Moment einen Raum mit Sprache zu bewohnen, etwas zu verbinden, zu verknüpfen. Literatur bedeutet auch Erforschen, Entdecken, wie es die Kinder machen. Deshalb mag ich das Konkrete, die kleinen Dinge des Alltags. Die Schönheit der Sprache offenbart sich mir durch den Rhythmus, mir hat immer schon eine Literatur zugesagt, deren Sprache melodisch und intensiv ist, die vibriert, knirscht, Spuren hinterlässt. Die französische Literatur, die ich von klein auf lese und in der ich zunächst schrieb, hat mir gezeigt, wie schön unsere Welt ist. Und dann gibt es noch so wunderbare Dichter wie François Villon oder Charles Baudelaire, sein Blick auf die anderen, die Schwachen, das Alter, hat mich berührt.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
AT: Ich gehe ins Café um Freunde zu treffen. Und natürlich trinke ich gerne Kaffee.

Warum hast du das Café Salettl Pavillon ausgewählt?
AT: Mir gefällt die Atmosphäre. Es gibt so Orte wie aus einer anderen Zeit. Rundherum ist viel grün und man hat eine schöne Aussicht auf einen Teil der Stadt. In einem Winkel steht ein schwarzes Piano und darauf spielte jeden Sonntagabend ein Klavierspieler.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
AT: Aufstehen, arbeiten, essen, schlafen gehen. Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge.

 

BIO

Alexandra Turek, geboren 1971 in Wien, ist eine österreichische Autorin französischer Herkunft. Studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Politik, Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Promotion mit einer Arbeit über Bernard-Marie Koltès. War Assistentin und Dramaturgin am Theater, daneben Theaterstücke. Lehrauftrag am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft (2015/16). Studien- und Arbeitsaufenthalte in Frankreich, u.a. Teilnahme an Transfer-Théâtral, festival d´été la mousson d´été (2016). Hauptpreis der exil-Literaturpreise 2015. Veröffentlichungen von Lyrik und Kurzprosa in Literaturzeitschriften und Anthologien. Letzte Publikation: flugschrift, Nr.32, September 2020. Lebt in Wien.

 

 

 

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Jana Volkmann | Bateau Ivre, Berlin

Foto: Alain Barbero | Text: Jana Volkmann, Auszug aus dem Band „Investitionsruinen“ (Limbus, 2021)

 

Du sitzt neben mir so dicht
dass mein bein Deines nur
berühren kann
es ist der kleinste tisch
dem ein wiener kaffeehaus
je stattgegeben hat
schamhaft drängt er sich
in den winkel zwischen
raum und tür
und entschuldigt sich
für seine maße
und dafür dass wir
auf ihm keinen
kuchen essen können
nur espresso trinken
oder schnaps
mit dem ellenbogen
stößt Du ans fenster
und ich mit meinem
den kellner an
Du merkst nicht
wie Deine zigarette
ein schlupfloch
in den wandteppich schwelt
und ich all meine arme
nach hinten falte
und langsam tänzelnd
die nase zuerst
darin verschwinde

 


Kurzinterview mit der Autorin

 

Was bedeutet Literatur für dich?
Jana Volkmann: Die Literatur ist für mich eine Form der Philosophie mit künstlerischen Mitteln, die Schnittstelle zwischen Sprache, Ästhetik und Idee. Sowohl das Schreiben als auch das Lesen sind für mich wesentliche Erkenntnisinstrumente.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
JV: Cafés sind eine tolle Errungenschaft; ich bin richtig neidisch auf Kulturen, in denen sie einen noch höheren Stellenwert haben und ein Epizentrum für allerhand kulturelles und politisches Geschehen sind. Mir gefällt besonders die Kontingenz, der man im Café ausgesetzt ist: nicht zu wissen, wer durch die Tür kommen und welche Zeitung am Nachbarstisch liegen gelassen wird. Und die speziellen, subtilen Verhaltenscodes, die derartigen Unwägbarkeiten Verlässlichkeit entgegensetzen.

Warum hast du das Bateau Ivre ausgewählt?
JV: Im Bateau Ivre habe ich eine sehr liebe Freundin kennengelernt. Es war unsere erste Verabredung, sie saß da mit einem Buch von Nabokov. Nun wohnt sie in Leipzig und ich in Wien, viel ist seither geschehen. Diesen Ort verbinde ich mit ihr und allgemein mit dieser prägenden Zeit. Außerdem gefällt mir hier das Licht besonders gut.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
JV: Gerade recherchiere ich für meinen nächsten Roman über Tiere und Arbeit; das geht am besten zuhause an meinem Schreibtisch, ich freue mich zudem sehr auf die Öffnung der Bibliotheken. Manchmal mache ich auch Unsinn oder gar nichts. Vor Kurzem hat mir meine Freundin ein Kendama geschenkt, das ich sehr mag – ein japanisches Geschicklichkeitsspielzeug, das Legenden zufolge von Geishas auch als Mordwaffe eingesetzt wurde.

 

BIO

Jana Volkmann, geboren 1983 in Kassel, lebt als Autorin und Journalistin in Wien. Sie ist Redakteurin der Zeitschrift Tagebuch und schreibt Essays sowie Literaturkritik u. a. für den Freitag, neues deutschland und den Standard. Für ihren Roman „Auwald“ (Verbrecher Verlag 2020) erhielt sie den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis 2021 und stand auf der ORF-Bestenliste

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Christa Nebenführ | Café Raimann, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Christa Nebenführ

 

Erste Grabrede

Ich stehe hier nicht auf der Bühne sondern in einer bitteren Stunde meines Lebens, in der es darum geht, die richtigen Worte zu finden, mit denen man von seinen Eltern für immer Abschied nimmt.
Aber wie soll man Menschen verabschieden, die irgendwann den falschen Weg eingeschlagen haben und durch nichts dazu zu bewegen waren, umzukehren? Die in einer Sackgasse standen, weil die Hecke im Durchgang, durch den sie sich Jahrzehnte schmiegen hatten können, undurchdringlich geworden war? Deren Auftrag wir unerfüllt lassen mussten, um nicht selbst als glücklose Prinzen im Dornengestrüpp zu enden, wo es kein vor und zurück mehr gibt?

Ich sah in die Gesichter einer greisenhaften Verwandtschaft und musste mich anstrengen, die jüngeren, mit denen ich als Kind gespielt hatte, wieder zu erkennen. Wir hatten auf den Priester verzichtet. Und obwohl meine Großmutter im Rollstuhl haltlos schluchzte, fürchtete ich keine Zurechtweisung. Keine Hand streckte sich aus dem Sarg, nicht der leiseste Windstoß gab ein Zeichen. Selten war eine Trauergemeinde so klein und der Kranzsegen so reichlich. Die Schwertlilien und Rosen, zu Hunderten in Kränze geflochten, weil sie keine Ansprüche mehr zu entfachen vermochten, dufteten unbewegt.

Wenn das Telefon läutet, werde ich nicht abnehmen.
Es wird meine Mutter sein.
Was tust du gerade?
Ich war am Klo. Ich sehe fern. Ich habe zu tun.
Was denn?
Ich schreibe.
Woran?
An Deiner Totenrede Mutter.

In der bitteren Stunde, die sein wird, die gewesen ist, die keinen Anfang und kein Ende hat, stehe ich vor der Wahl zwischen der Trauer, was ich alles tun hätte sollen und der Erleichterung, dass mir niemand vorwirft, dass ich es ließ.

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was bedeutet Literatur für dich?
Christa Nebenführ: Das Gegenteil von Eskapismus. Den Versuch, das Unaussprechliche auszusprechen und/oder zu erahnen. Den Versuch, die Kontingenz und Komplexität des Wahrnehmbaren in Splittern zu spiegeln und/oder zu erhaschen. Den Versuch, an der Erschaffung und Aufklärung eines Rätsels beteiligt zu sein. Den Versuch, Verbindungen zu schaffen. Den Versuch, zu verstehen.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
CN: Die Bedeutung war eine soziale, die zu Beginn der 1970er Jahre schlagartig einsetzte und seither nachlässt.

Warum hast du Café Raimann ausgewählt?
CN: Weil ich dort während meiner Gymnasialzeit mit SchulkollegInnen abgehangen bin, Billard gespielt, getratscht, geflirtet, mich über den Ober und verbrannten Toast geärgert und bei einem Mitschüler Mathematik-Nachhilfe genommen habe.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
CN: Ohhh … ich verbringe sehr viel Zeit vor mich hin dösend und vor mich hin denkend. Ich gestalte Radiosendungen, die meinem Aufklärungsbedürfnis entgegenkommen und meinen Lebensunterhalt sichern. Und ich schreibe seit 2008 an einem ausufernden Roman, den ich 1973 in meinem Tagebuch und 1986 auf Radio U8, dem Studentenmagazin, angekündigt habe. Ich kämpfe mich furchtlos (naja, nicht immer) einkaufend, kochend, aufräumend, rechnend durch den Alltag. Ich versuche, Aufdringlichkeiten auszuweichen. Gelegentlich dränge ich mich auf. Das Drängen beflügelt, das Zurückdrängen erschöpft. Manchmal bin ich verliebt.

 

BIO

Christa Nebenführ geb. in Wien. Schauspielerin u. a. an deutschen Landestheatern, Studium der Philosophie in Wien und Stony Brook (USA). Sponsion 1996. Lyrik (u. a. Podium Porträt 2020, Inzwischen der Zeit, Deuticke 1997, Erst bin ich laut, Grasl 1995) Roman (Blutsbrüderinnen, Milena 2006), Wissenschaftliche Publikationen (u. a. Sexualität zwischen Liebe und Gewalt, Milena 1997), Radiofeatures für Ö1, Essays, Hrsg von Anthologien (u. a. Länderheft Kroatien des Podium), Leitung von Schreibgruppen, 2003 – 2018 Organisation der Sommerlesereihe im Café Prückel.

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Fabian Lenthe | Café Dampfnudelbäck, Nürnberg

Foto: Alain Barbero | Text: Fabian Lenthe, Auszug aus dem Gedichtband „acedia“, (Rodneys Undergroundpress, 2021)

 

Als ich begriff
Weshalb man mich dazu ermutigte
Meine Schuhe selbst zu binden

War es bereits zu spät

 


Kurzinterview mit dem Autor

Was bedeutet Literatur für dich? 
Fabian Lenthe: Literatur ist ein Stück Freiheit. Insbesondere als Schriftsteller und Dichter, ist es das Einzige in meinem Leben, was ich freiwillig tue. Zu allem anderen wird man mehr oder weniger gezwungen, z.B., wenn man sich den Vorstellungen der Gesellschaft eines erstrebenswerten Lebens unterwirft, oder womöglich sogar Lust dazu hat. Ich spreche von dem Gründen einer Familie und den dazu notwendigen Voraussetzungen, oder sein Leben eben so zu führen, wie man es möchte, ohne dabei akuten Existenzängsten ausgesetzt zu sein. Das bedingungslose Grundeinkommen scheint mir da ein sehr vernünftiger Ansatz. Ich möchte gerne eine von mir sehr geschätzte Dichterin zitieren, Lütfiye Güzel, die in einem ihrer Gedichtbände schrieb:

„es ist nicht einfach

verrückt zu sein
& wenn man damit kein Geld verdient
dann ist es umso schwieriger“

(Lütfiye Güzel / bonus?)

Genau das ist der Punkt!

 

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
FL: Da muss ich ganz ehrlich sein und sagen, dass ich auf Grund meiner derzeitigen finanziellen Situation eher selten in Cafés gehe, außer ein überaus netter und sympathischer Fotograf kommt, macht ein großartiges Foto von mir und ermöglicht es mir so, zusammen mit einer wunderbaren Schriftstellerin, mich auf diesem Wege der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich danke Alain und Barbara vielmals dafür!

Warum hast du Café Dampfnudelbäck ausgewählt?
FL: Weil es zufälligerweise nicht weit von mir liegt und das Ambiente hervorragend gepasst hat und vor allem, weil es meines Wissens nach, das einzige Café ist, das Stauder Pils serviert. Eine absolute Empfehlung eines befreundeten Dichters, Urs Böke.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
FL: Ich schreibe, lese, sehe Filme oder schlafe. Ich habe in meinem bisherigen Leben gelernt mit sehr wenig auszukommen und bin ein absoluter Minimalist. Das betrifft auch meine Literatur. Mit wenigen, aber dafür den richtigen Worten versuchen direkt auf den Punkt zu kommen. Geschwafel braucht niemand.

 

BIO

Geboren 1985 und aufgewachsen in Nürnberg, lebt und schreibt ebendort. Veröffentlichungen in diversen Literaturmagazinen (MAULhURE, PressWurst, mosaik, ápostrophe etc.), schreibt derzeit an einem Roman. Sein vierter Gedichtband „acedia“ erscheint im Frühling 2021 bei Rodneys Undergroundpress.

Mehr Infos zu Lütfiye Güzel: https://luetfiye-guezel.tumblr.com/
Mehr Infos zu Urs Böke:
www.ratriot.de

Blog Entropy, Barbara Rieger, Alain Barbero, Raoul Eisele, Café Weingartner, Café, Wien, Vienne

Raoul Eisele | Café Weingartner, Wien

Foto: Alain Barbero | Text: Raoul Eisele

 

im Café beschreibst du deine Vorstellung von Liebe, sagst ne m’oublie pas

du erzählst vom Takt der Wählscheibe, vom
Wählton und diesem immer wiederholenden
Auflegen, als du versuchtest den Mut zu finden
anzurufen; es klingelte einmal, zweimal
und du den Hörer wieder auflegtest, du immer
wieder deine Finger auf die Zahlen, diese
kleine Scheibe legtest, sie ans Ende schobst
sie zurückschnellte, es klackerte, es tönte und
dein erneutes Auflegen, Aufheben des Hörers
und wir an der Caféhauswand Telefon lasen, wir
die Tür zu einer anderen Zeit, zu einer anderen
Welt öffneten, den Hörer ans Ohr gelegt, den
Hörer hielten, der uns keine Geschichten mehr
erzählt, er ist stumm, kein Ton, kein Anschluss
am Ende der Leitung, keine Stimme, kein
Wort ihrer Schönheit, die man sich an manchen
Tagen, die man sich manchmal wünschte;
wie gerne würde man sie hören, diese
erste Liebe, dieses erstmalige Verliebtsein und
dieses Kribbeln im Bauch, dieses Krabbeln der
Schmetterlinge, sagst papillon, sagst
coup de foudre und ich denke an meine
erste Liebe, die bleibt einem im Herzen
stecken, bleibt als Knötchen zurück oder
der erste Kuss, dieses fast kindliche Lippe an
Lippen ohne je darüber nachgedacht zu haben
und man später nach einem gemeinsamen Kaffee
nach einem Bier fragt, wenn die Hemmschwelle
gesunken, die Nervosität etwas in den
Hintergrund gerückt und dem in die Augen
schauen, kein hastiges Wegzucken folgt, kein
Suchen an Wänden, an Böden des Cafés
wenn sich die Füße unter dem Tisch berühren
und man dieses Bauchgefühl wiedererlangt, dieses
Lächeln, Zucken der Finger an der Wählscheibe
als man versuchte den Mut zu finden, ihr zu sagen
dass man sie mag, dass man sich gerne mit ihr träfe
den Hörer wieder auflegte, den Hörer viel zu oft
in der Hand, ohne je und je etwas zu sagen, zu sagen: man sei verliebt

 


Kurzinterview mit dem Autor

 

Was bedeutet Literatur für dich?
Raoul Eisele: Literatur ist Sprache und Sprache ist alles, was der Mensch je wusste und erlebte. Somit ist alles Geschriebene ein notwendiger Teil des menschlichen (Über)Lebens – ohne diesen hätten wir nichts, woran wir uns orientieren, woran wir festmachen könnten, was, wo und wann geschah, wüssten nichts über unsere Vergangenheit, über uns selbst. Es sind Geschichten, Gedichte und Schriften, die wir heranziehen, um eine vergangene Welt nachzuempfinden, um Gefühlen Ausdruck zu geben, sie erneut zu durchleben und aus ihnen zu lernen. Literatur ist somit ein Ausleben und Ausprobieren, ein Aufzeigen und Aufmerksammachen auf Missstände, sowie ein Erforschen des eigenen Innenraums, um sich und seine Umwelt besser zu verstehen.

Welche Bedeutung haben Kaffeehäuser für dich?
RE: Kaffeehäuser waren für mich lange Raum der Entfaltung, der Ruhe und des gleichzeitigen Umtriebs, einem Flanieren gleichend, Menschen Kommen und Gehen sehen, sich Auszutauschen. Mittlerweile haben Kaffeehäuser für mich etwas an Raum verloren – heute sind sie mir viel seltener Arbeitsplatz oder Inspirationsraum.

Warum hast du das Café Weingartner ausgewählt?
RE: Es war eines der ersten Kaffeehäuser, die ich noch vor meiner Wien-Zeit kennenlernte – es war also irgendwo der Anfang meiner Kaffeehaus-Liebe.

Was machst du, wenn du nicht im Kaffeehaus bist?
RE: Allerlei Aktivitäten mit Menschen, die mir wichtig sind, aber auch viel ganz für mich allein wie Lesen, Schreiben, die Arbeit am Theater, sofern dies denn gerade möglich ist.

 

BIO

Raoul Eisele, geboren 1991, wohnhaft in Wien, studierte Germanistik und Komparatistik. 2017 debütierte er mit seinem Lyrikband „morgen glätten wir träume“, Graz: Edition Yara. 2021 erscheint sein Lyrikband „einmal hatten wir schwarze Löcher gezählt“, Berlin: Schiler&Mücke.
2019 wurde er mehrfach preislich ausgezeichnet und erhielt 2020 das Startstipendium für Literatur der Stadt Wien, sowie eine Residency im Salzburger Künstlerhaus. Im Herbst 2021 ist er Stadtschreiber in Stuttgart. Seit 2020 ist er, neben Martin Peichl, Mitbegründer der Lesereihe „Mondmeer & Marguérite“.

 

Blog Entropy, Barbara Rieger, Alain Barbero, Sophia Fritz, Café Schwesterherz, Café, Köln, Cologne

Sophia Fritz | Café Schwesterherz, Köln

Foto: Alain Barbero | Text: Sophia Fritz, Auszug aus „Neue Männer, alte Löcher“

 

Betrunken hat sie mir die fünf häufigsten Gedanken aufgezählt, die sie hat, wenn er in sie eindringt, und ihre Top One ist der Gedanke an den Blumenstrauß auf dem Schreibtisch und wie sie versucht, den Blickkontakt mit der Vase zu halten. Wir haben neue Wörter dafür erfunden.
Wir sagen Würstelbox, wir sagen Freigetränk, wir sagen Schlupfwinkel, wir sagen Fingerfood, wir sagen Aschenbecher, wir sagen Comfort Zone, wir sagen Sommerloch, wir sagen Weinkeller.
Wenn sie von ihrem Freund erzählt, dann nur, dass sie nicht wirklich miteinander kommunizieren, dass sie nur tröpfeln, dass sie sich nur manchmal in einander kippen, dass sie sich ab und zu mischen und das dann Einheit nennen.
Sie sagt, dass sie ihm in den letzten sieben Jahren für alle Entscheidungen die Schuld gegeben hat, dass sie ihn zum Täter und sich zum Opfer gemacht hat und dass es so schwierig ist, aus den Rollen rauszukommen, die kein Rollenspiel mehr sind und dass man eine Beziehung vielleicht beenden sollte, wenn es keine Begegnung auf Augenhöhe mehr geben kann.
Sie sagt, sie hält nicht viel von Vorsätzen, aber dass sie nächstes Jahr mutig genug sein wird, um eine Strichliste für die schwachen Momente anzulegen und sie dann an der Kühlschranktür zu befestigen, und ich möchte ihr die Striche um den Bauchnabel malen, ich möchte sie fragen, ob sie dich ab und zu mit einem EXIT Schild verwechselt oder mit einem Aufenthaltsraum, ob sie manchmal vor den Erfrischungsgetränken steht und an dich denken muss, ob du genau eine Playlist hast oder ob du immer wieder verschiedene anlegst, ob du ein Lied hast, zu dem du immer in jemanden eindringst, ob wir dir manchmal gleichzeitig schreiben, ob ich auch meine Finger an der Innenseite ihrer Oberschenkel, ob ich ihr auch das Kleid hochschieben darf.

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was bedeutet Literatur für dich?
Sophia Fritz: Literatur ist für mich Gefühl und Berechnung, und mein bestmöglichster Versuch, die Welt in Ordnung zu finden. Durch Literatur kann man die innere Gefühlswelt zum Freilichtmuseum machen.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
SF: Cafés sind für mich wie liebe Nachrichten von Freunden, die nicht auf eine Antwort warten. Orte, die einen gut aushalten können, bestenfalls Orte, in die man absichtslos kommen darf.

Warum hast du das Café Schwesterherz ausgewählt?
SF: Weil ich den Namen so mag, und seine Bedeutung. Weil ich Schwesterlichkeit und Liebe liebe.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
SF: Ich schreibe an meinem Küchentisch weiter. Ich mache eine gute Bolognese und schaue aus Zugfenstern auf Feldwege.Ich genieße die Schwimmbadschwere nach dem Schwimmen.

 

BIO

Sophia Fritz, geb. 1997 in Tübingen, ist Studentin an der HFF in München, Abteilung Drehbuch. Vor ihrem Studium arbeitete sie ein Jahr lang in einem Waisenhaus in Bolivien und ließ sich anschließend zur Sterbebegleiterin ausbilden. Ihr dritter Roman erscheint im März 2019 im Herder- Verlag. Seit Juni 2019 ist sie unter Vertrag bei der Röll Literaturagentur. Momentan ist sie für die Arbeit an zwei seriellen Unterhaltungsformaten unter Vertrag.

 

 

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Manuela Bibrach | Café Enjoy, Bischofswerda

Foto: Alain Barbero | Text: Manuela Bibrach

 

Ich habe das Gehenlassen geübt
an jungen Vögeln an Katzen
in weißen Räumen im scharfen Geruch
von Desinfektion
einmal zertrat ich eine sterbende Maus
nach Tagen noch spürte ich
ihren Körper unter meinem Schuh
eine sanfte Wölbung
über die ich beim Gehen abrollte
und die verletzte Schlange
deren Kopf ich zertrümmerte
liegt sicher noch heute in der Wiese
auf die ich sie trug
ein filigranes Skelett
es ist nicht so
dass ich mich daran gewöhnte
ich lernte es nicht
wie all die anderen stummen Vokabeln
des Lebens eine blutige Anfängerin
werde ich sein
im letzten Moment
wer hätte den Mut mich hinüber zu tragen
und wer das Recht es zu tun

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was bedeutet Literatur für dich?
Manuela Bibrach: Ich liebe dich so wie das Salz in der Suppe, sagte die Prinzessin und wurde vom König aus dem Schloss geworfen, weil er den Wert des Salzes nicht hoch genug einschätzte. Ich kann den Wert von Salz ermessen und sagen, dass Literatur mir ebenso wichtig ist wie dieses.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
MB: Cafés ziehen mich an, weil mich das Hintergrundrauschen der Gespräche der anderen Gäste öffnet und inspiriert. Ich nutze Cafés für die einsame Arbeit am Text und für den Austausch mit anderen Autor*innen. Während meines Literaturstipendiums in Breslau 2018 saß ich am liebsten im „Literatka“ und arbeitete an meinem Manuskript. Echte (Wiener) Kaffeehauskultur kann man hier allerdings nicht erleben, das bleibt für mich ein nostalgischer Traum.

Warum hast du Café Enjoy ausgewählt?
MB: Das Café Enjoy in Bischofswerda ist eines der Cafés, in denen ich mich öfter mit anderen Autor*innen treffe. Ich wähle meine Cafés nach mehreren Kriterien aus: exzellenter Espresso, nicht zu laut, nicht zu leise, keine Häkeldeckchen auf den Tischen. Im hinteren Bereich des enjoy ist es dunkel und geheimnisvoll und man kann phantastische Cocktails genießen.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
MB: Wenn ich nicht im Café bin, findet man mich aktuell schreibend und lesend zu Hause am Rechner, im Gespräch mit einem meiner Kater oder im Wohnmobil und auf Entdeckertour mit meinem Liebsten.


BIO

Sie stammt aus Dresden und ist Dipl.-Ing. (FH) für Landschaftsnutzung und Naturschutz, Vertiefung Umweltbildung und –psychologie. Sie schreibt, seit sie schreiben kann, vor allem Lyrik und Kurzprosa. Vor circa dreizehn Jahren ging sie mit ihren Texten das erste Mal an die Öffentlichkeit, seitdem gewann sie vier Literaturpreise und bekam von der Sächsischen Kulturstiftung Sachsen ein Literaturstipendium in Breslau finanziert. Sie ist bisher dreizehn Mal umgezogen und lebt jetzt in der Oberlausitz. Für die täglichen Brötchen arbeitet sie als Texterin.

Blog Entropy, Barbara Rieger, Alain Barbero, Juliane Sophie Kayser, Café Rossi, Café, Kaffeehaus, Heidelberg

Juliane Sophie Kayser | Café Rossi, Heidelberg

Foto: Alain Barbero | Text: Juliane Sophie Kayser

 

Fernweh

Ich schreibe deinen Namen in die Luft
Natürlich in kyrillischen Zeichen.
Dann falte ich mir
die Weltkarte
zu einem
Origami
und
lasse, die drei Länder,
die zwischen uns liegen
einfach in einem Knick verschwinden.
So nähe ich
deine Landesgrenze
an meine.
Dann klaue ich dir
ein paar Karpaten
und setze sie mir
mitten
vor das Brandenburger Tor.
Zum Trost all dessen,
was nicht sein darf.

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was bedeutet Literatur für dich?
Juliane Sophie Kayser: Schreiben ist für mich ein bisschen wie Fliegen. Die Schwerkraft verliert ihre Macht über mich. Alles Äußere, Fremde fällt von mir ab und allein das Innere übernimmt Regie. Lesen: Die Welt vergessen dürfen einen Moment.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
JSK: Zusammen ist man weniger allein, genauer anders allein. In der anregenden Stimmen – und Bildkulisse kann ich meine Gedanken wachsen hören.
Und ich beobachte gnadenlos gerne Menschen. Die Schwingungen zwischen ihnen und die Blockaden wie z.B. das Staccato ihrer Kommunikation: alles Stoff.

Warum hast du das Café Rossi ausgewählt?
JSK: Das Rossi liebe ich für sein Großstadtflair.
Und weil es  genügend Platz hat. Ich brauche immer Platz. Platz im Raum. Platz im Kopf. Wenn ich an meine Lieblingscafés denke in Wien, Warschau, Berlin, Venedig – so ist das Rossi mein Fernweh-Ort.

 


BIO

Deutsch-amerikanischer Tagträumer, Nachtschwärmer, Dichter, Künstlerbotschafter bei IJM *, Schriftsteller, Wortweltenfinder, Ehepartner, Mutter von 3 Kindern und 4 Büchern. (Wenn Else Lasker-Schüler sich Prinz von Theben nennen kann, kann ich mich auch Schriftsteller nennen, wenn meine männliche Seite gerade am Steuer sitzt.)
www.julianekayser.d * www.ijm-deutschland.de

Blog Entropy, Barbara Rieger, Alain Barbero, Daniela Gerlach, Café Strickmann, Café, Kaffeehaus, Dortmund

Daniela Gerlach | Café Strickmann, Dortmund

Foto: Alain Barbero | Text: Daniela Gerlach

 

Papierweiß auf dem Glastisch, immer noch der grüne Untergrund. Tief grün so wie die Vergangenheit riecht, urgründlich. Frau W. stellt eine Tasse Kaffee darauf. Ein kurzer Blick, darin das Wissen der letzten 30 Jahre an diesem Ort. Erkennt sie mich?
Sie weiß etwas von mir, von dem ich nichts weiß.
Papierweiß. Ich schreibe nicht. Sie sieht auch das.
Der Kuchen in diesem Café tröstet über das Erfahrene und Überstandene hinweg, über das schlimme und schöne Erlebte, das Verlorene, in der Erinnerung aufbewahrt. Hier ist alles Sehnsucht. Ich frage überflüssigerweise: Wonach nur? In mir verborgen, jederzeit aus dem grünen Urgrund der Tische zu holen.
Ein Moment. Ein Ort, wo ich. Bin.

 


Kurzinterview mit der Autorin

Was bedeutet Literatur für dich?
Daniela Gerlach: Sie ist von existentieller Bedeutung, eine Notwendigkeit. Ohne Literatur ist der Mensch nur ein halber. Und ich natürlich auch. 

Welche Bedeutung haben Cafés für dich?
DG: Sie spiegeln das Spezifische eines Ortes, z.B. einer Stadt, wider. Darin tauche ich gerne ein. Es ist wie durch eine Wand zu gehen und dahinter zu schauen. Ich kann auf einmal mittendrin sein, meine Schlüsse ziehen oder überlegen, wie ich mich fühle.

Warum hast du das Café Strickmann ausgewählt?
DG: Weil ich zur Melancholie neige und sentimental bin. Das Strickmann erinnert an die Kaffeehaus-Kultur von einst, an etwas, von dem ich glaube, dass es verloren geht, das ist schmerzlich. Hier wird etwas Altes bewahrt und in unsere Zeit gereicht. Ein Geschenk. Außerdem ist der Kuchen gut und die Bedienung sehr freundlich.
Ich war schon als Kind hier. Diese Verbindung von der kleinen Daniela zu der Frau, die ich jetzt bin, das lässt mich sentimental werden.

Was machst du, wenn du nicht im Café bist?
DG: Ich schau mich draußen um und hetze manchmal durchs Leben.

 

BIO

Daniela Gerlach wurde in Dortmund geboren. Lebt seit 1997 in Spanien, wo sie den Kultur-Salon la ñ betreibt. Pendelt zwischen Spanien und Ruhrgebiet. Verbandelt mit dem LiteraturRaumDortmundRuhr.
„Revierkönige“ (Roman); „Was das Meer nicht will“ (Roman, Stories&Friends).

Blog Entropy, Barbara Rieger, Alain Barbero, Klaus Berndl, Café Steinecke, Café, Bistrot, Berlin

Klaus Berndl | Café Steinecke, Berlin

Foto: Alain Barbero | Text: Klaus Berndl

 

Es könnte auch anders sein. Wäre es 1312, dann wüchse hier struppiges, stachliges Gras, dann wäre, was hohle Holzdekoration ist, ein heller Birkenhain, und jene drei Handwerker da drüben, in Arbeitshosen, wären Bauern, und sie sprächen hevellisch und nicht polnisch, und sicher säßen wir zusammen, denn man sitzt zusammen, 1312, man isst zusammen, damit man einander nicht umbringt, denn die, mit denen man speist, tötet man nicht. Die drei gehen, lassen eine Tasche stehen – dass würde ihnen 1312 nicht passieren; ich rufe ihnen hinterher.

Ich könnte auch die Frau da drüben sein, Mittvierzigerin: Dann wäre ich dick geschminkt – fast schon maskiert – und ich wöge wohl doppelt so viel und streckte den Arm viel behäbiger zur Tasse, als ich es tue, nähme einen Schluck, spülte mit dem Kaffee den Mund, setze die Tasse wieder ab und läse weiter: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre. Ein paar Sätze, dann kommt meine Verabredung: Meine Tochter? Nein. Wir begrüßen uns aber mit Umarmung, sie setzt sich, wir plaudern, und dann schiebe ich ihr einige Medikamentenschächtelchen zu, lege den Finger auf die erste und erkläre – wie lang mein violetter Nagel ist! – dann auf die nächste, und sie nickt. Ich weiß genau, sie wird es sich nicht merken. Doch es sind keine Beipackzettel darin, in diesen Schachteln ist anderes als draufsteht.

Wäre es 2312, wäre hier wieder Wiese, Stille – kein Vogel, keine Fliege – und ich säße auf einer steinernen Rundbank, die Teil des Denkmals wäre für jenes längst vergessene Attentat von 2020 – geblieben davon wäre nur ein kleiner Park, ein Aussichtspunkt, über den die schiffgroßen Wolken gemächlich trieben, trudelten – die Palmenzweige über mir raschelten rauh, und da träte ein bleicher Mann auf den Rasen, hager. Er käme direkt auf mich zu, raschen Schrittes. Fixierte mich.

Es könnte auch anders sein, wo- oder wannanders. Es könnte gar nichts sein. Ich könnte schweigen.

 


Kurzinterview mit dem Autor 

Was bedeutet Literatur für Dich?
Klaus Berndl: Literatur ist die einzige Form der Kommunikation, die wirklich sinnvoll ist. Nur hier kann man etwas so sagen, wie man es wirklich sagen will, und also alles zum Ausdruck bringen, was man ausdrücken möchte. Nur diese Kommunikation ist wirklich vollständig; nur sie bereitet wirklich Freude.

Welche Bedeutung haben Cafés für Dich?
KB: Wärme. Ruhe. Kaffee, Kaffeeduft. Und lauter Menschen, die einen in Ruhe lassen: Ruhebänkchen im Würfelspiel des Lebens. Orte des Seins. Orte.

Sein.

Warum hast Du das Café Steinecke ausgewählt?
KB: Für die meisten Gäste ist es kein Aufenthaltsraum, sondern Treffpunkt zwischen S-Bahn-Station und Baumarkt. Hier trifft man sich, holt man sich ab, hier handelt man etwas aus. Niemand bleibt hier lange. Niemand hebt den Kopf und sieht die Schönheit dieses Raumes: diese Höhe, diese Kopffreiheit; eine Ahnung der Unendlichkeit. Hier sieht man die Sonne im Norden untergehen.

Hier bleibe ich unbemerkt. Hier bin ich sicher.

Was machst Du, wenn Du nicht im Café bist?
KB: Ich denke, dann bin ich auch.

 

BIO

1966 geboren in Mayen, aufgewachsen in Bayern, lebhaft in Berlin. Spätantike, Frühmittelalter. Hoch- und Spätmittelalter. Frühneuzeit. (18. Jahrhundert). 20. Jahrhundert. (Gegenwart)
www.klausberndl.de  www.wortrandale.de  www.889fmkultur.de

Feindberührung: Hamburg, 2004. (Hg.) Wenn im Norden das Licht schmilzt: Tübingen, 2020. Der Brand: Berlin, 2022. Martha-Saalfeld-Preis, Agatha-Christie-Preis usw., Burgschreiber zu Beeskow 2016.